Der Herr Sathom möchte sich nunmehr nach all den ernsten Betrachtungen eines traurigen Themas zurückmelden und erzählt daher zunächst einmal, wie er am Montag mit großen Vorbehalten, da eine X-Files-Kopie witternd, die zweistündige Pilotfolge der US-Serie „Fringe“ (unvermeidlicher, mit der Nase auf Zusammenhänge stoßender deutscher Zusatztitel: „Grenzfälle des FBI“) auf Pro7 geguckt hat und zugeben mußte, daß er danach am Haken war (eine Aussage, daraufhin es den Herrn Sathom unheimlich anweht ob seiner eigenen Worte, denn ist es nicht eine eigenartige Koinzidenz, daß man im Angelsächsischen hooked sein kann? Schaudernd ahnt Herr Sathom unaussprechliche kosmische Zusammenhänge). Denn obzwar vom Grundprinzip her noch vage die Inspiration durch den Klassiker erkennen lassend, überzeugten allein diese zwei Stunden Herrn Sathom, daß, wenn man so weiter mache, diese Serie mindestens ein so dickes Ding wie die guten alten X-Akten werden könne, wenn nicht noch dicker. Ein originelles Team mit einem aus der Nervenklinik losgeeisten, leicht althippiesken Wissenschaftler als leicht lysergsäurediethylamidisch-psychedelisches Genie, ein verschwörungstheoretischer Overplot, der bereits in den wenigen Umrissen, die bis dato skizziert wurden, mehr als unheimlich und spannend ist – die ganze Welt das Versuchslabor ominöser Mächte mit der Menschheit als Versuchskaninchen, ein fieser Megakonzern, der sogar FBI-Agenten nach Hause schicken kann, weil selbst der Hausmeister dort eine höhere Sicherheitsstufe hat, eine Handlung, die Herrn Sathom (in Bezug auf Stimmung und Gefühl der Bedrohung, nicht auf konkrete Details) Assoziationen an die letzten der von Grant Morrison als Autor gestalteten „Doom Patrol“-Hefte erweckte – all dies überzeugte Herrn Sathom, daß von dieser Serie einiges zu erwarten sei. Er ist jedenfalls gespannt, wie es weitergeht, und möchte diese Serie hier der Aufmerksamkeit aller, die die X-Files mochten, empfehlen. Und fiebert nun dem nächsten Montag entgegen, zumal auch „Lost“, die ausgezeichnete Serie, einem weiteren Höhepunkt entgegeneilt (und das will etwas heißen bei einer Serie, deren jede Episode einen solcher darstellt, und die unglaublicher Weise nach ungezählten brillanten Folgen immer noch mit jeder weiteren besser wird).
Allein etwas übertrieben an „Fringe“ fand Herr Sathom bisher die typischen Ortstitel à la „FBI Hauptquartier“ etc., bei denen man offenbar sehr originell sein wollte, und die daher wirken, als habe jemand sich sehr über sein neues Videosoftware-Paket gefreut (um ein Beispiel zu nennen: Riesenbuchstaben liegen quer über den Dächern einer Stadt, in welche daselbst ein Helikopter einschwebt, der Ansiedlung Namen verkündend; Szenenwechsel: Helikopter von unten aus der Stadt gefilmt, wobei die Buchstaben immer noch wie reale Objekte auf den Häusern liegen und nunmehr von unten in Spiegelschrift lesbar sind). Die übrigen Qualitäten des Pilotfilms lassen Herrn Sathom wiederum über dies Manko hinwegsehen, zumal die Zwischentitel (so man sie so nennen will) wiederum recht gut dazu beitragen, der Serie ein eigenes stilistisches Gepräge zu verschaffen.
Und weil der Herr Sathom gerade dabei ist, verweist er noch darauf, daß seit letzter Woche auf RTL II jedweden Mittwochs, vor „Battlestar Galactica“, die britische Serie „Torchwood“ in Augenschein genommen werden kann, von deren ersten zwei Folgen Herr Sathom ebenfalls recht angetan war (weise, wer die Buchstaben des Serientitels klug umzustellen vermag, enthüllt sich ihm doch, welcher ausgezeichneten britischen Fernsehserie spin-off „Torchwood“ sei, so er oder sie es nicht ohnehin schon weiß).