…oder: Who really killed „der Fuhrer.“
Der vorzügliche Sender arte hat, nachdem er – Herr Sathom berichtete – die klassischen Avengers-Folgen mit Emma Peel und Tara King abgearbeitet hat, mittlerweile dankenswerterweise auch die New Avengers der 70er Jahre in Angriff genommen, welche, soweit Herr Sathom weiß, seit jener orangefarbenen Dekade grausesten Farbempfindens niemand im hiesigen Free-TV mehr zu Gesicht bekam. Herr Sathom goutierte bisher drei Folgen der genannten Serie und fühlt sich angesichts des Spaßes, den er darob hatte, zu einer vorläufigen Rezension bemüßigt.
Denn er ist angetan: obwohl die Serie damals beim Publikum, zumindest hierzulande, wohl nicht mit Begeisterung aufgenommen ward, hat den Herrn Sathom bereits die erste Folge – eine lustige Klamotte mit Nazis, die nach dem Weltkrieg eine kleine englische Insel übernahmen und dort, als sinistrer Mönchsorden getarnt, den tiefgekühlten Herrn Schicklgruber aufheben, besessen von dem wahnwitzigen Plan, selbigen an seinem Geburtstag wieder auferstehen zu lassen – begeistert, um so mehr, als sie ihm ein Wiedersehen mit einem seiner Lieblingsschauspieler, dem wie immer allein durch seine Präsenz beeindruckenden Peter Cushing als „Dr. von Claus“, bescherte. Selbiger, entführt von seinen ehemaligen Landsleuten, wird erpreßt, den Diktator ins Leben zurückzuholen – doch glücklicherweise stehen Steed, Purdey (Joanna Lumley) und Mike Gambit (Gareth Hunt) schon bereit, den Laden aufzuräumen und den Herrn Adolf endgültig dorthin zu schicken, wo seinesgleichen von kleinen Kerls mit Hörnern Mistforken in den Allerwertesten gepiekt bekommt.
Auch die andere gesehenen Folgen fand Herrn Sathoms Gefallen; und soweit er ein vorläufiges Urteil fällen kann, ist es dies: die New Avengers sind unbedingt sehenswert, stellen allerdings, mehr noch als die vorigen Serien, eine ganz eigene Serie für sich dar. Die Handlung mit ihren phantastisch-absurden Plots und schrulligen Charakteren kann sich durchaus mit derjenigen der 60er-Avengers messen; Purdey und Gambit, die eine emanzipiert-überlegen, der andere süffisant und ähnlich souverän wie der frühere Steed, jedoch im Bedarfsfall kälter und härter wirkend, sind gelungene Charaktere, die in witzigen Dialogen muntere Schläge abtauschen.
Herr Sathom versteht bei alledem durchaus, was damaligen Avengers-Fans an der Serie mißfiel: denn John Steed himself, findet Herr Sathom, hat einen Wandel durchgemacht. Eher in den Hintergrund getreten, wirkt er Dritten gegenüber so souverän, frech-charmant und weltgewandt wie einst, scheint jedoch seinen Mitstreitern an Keßheit häufig unterlegen und ob derselben großväterlich irritiert, so als könne er mit dem Nachwuchs hier nicht mehr recht mithalten; und auch ernster ist der gealterte Agent geworden, wiewohl ihm immer noch ab und an ein fröhliches Bonmot von den Lippen kommt, vermittels welchem es ihm gelegentlich seinerseits gelingt, die gute Purdey zu verblüffen.
Andererseits scheint gerade dies dem Herrn Sathom durchaus realistisch, gibt es den Herrn Steed doch gerade noch so (aber eben auch: gerade noch so) nicht der Lächerlichkeit preis und vermeidet zudem, ihn als würdelos gealterten Bonvivant unglaubwürdig zu machen.
Es ist, findet Herr Sathom, wie mit den vorherigen Avengers-Staffeln auch: eigentlich ist jede für sich eine eigene Serie und kann – und sollte – an den anderen nicht gemessen werden; und für sich genommen sind die New Avengers aufgrund ihrer ganz eigenen Qualitäten, so weit Herr Sathom eben derzeit sagen kann, gelungen und sehr sehenswert, zumal für Freunde britischer Fernsehunterhaltung und Populärkultur, wie der Herr Sathom einer ist. So bleibt, als einziges (und nach Herrn Sathoms Auffassung gering zu wertendes, weil den Spaß durchaus nicht minderndes) Manko, der vage Eindruck, daß etwas nicht „paßt“ – weshalb Herr Sathom sich fragt, ob die Macher der Serie nicht besser daran getan hätten, von sich aus keinerlei Bezug zu den alten Avengers herzustellen, die Serie als etwas von vornherein Eigenes abzufassen, und so den Vergleich gar nicht erst aufkommen zu lassen (oder aber diesen Bezug nur durch die Namensgebung der Serie herzustellen, das Figurenensemble jedoch auf Purdey und Gambit als „neuen Steed“ zu beschränken). Umgekehrt statt der Figur des John Steed die des Mike Gambit auszusparen, hätte wiederum eventuell dazu geführt, den Vergleich mit den früheren Avengers günstiger ausfallen zu lassen, möchte Herr Sathom zudem spekulieren. Denn dieses etwas, das nicht paßt, ist eben leider der in dem Trio leicht deplaziert wirkende Steed, der wirkt wie eine Reminiszenz an alte Zeiten, die so nicht mehr sein können (was, wohlgemerkt, nicht an Macnee liegt, der sowohl als immer noch souveräner, wie auch als bereits etwas hinter der Zeit liegender, alternder Gentleman komödiantisch wie schauspielerisch brillant ist, sondern einfach an der Präsenz der Steed-Figur an sich, die nicht mehr so recht in die 70er paßt).
Kurz – die New Avengers, befindet Herr Sathom, sind ausgezeichnetes britisches Serienwerk, von Handlung und Witz her sehenswert und zu empfehlen; wer den Vergleich mit den Avengers der swinging sixties ausblenden und die Serie um ihrer selbst schätzen kann, wird sie sicher um so mehr genießen, doch auch für diejenigen Puristen, welche dies nicht können oder wollen, dürfte sie angesichts ihrer eigenständigen Qualitäten immer noch ein unterhaltsames, wenn auch womöglich leicht wehmütiges Fernseherlebnis sein.
Übrigens 60er, übrigens britisches Fernsehen: seinem Bruder verdankt Herr Sathom den Hinweis, daß das ZDF ab dem 14.06. im Rahmen des „ZDF Krimisonntags“ eine in den 60er Jahren spielende (dreiteilige, sofern Herr Sathom sich gerade nicht täuscht) Miniserie mit Martin „Die Profis“ Shaw als Scotland Yard-Detektiv George Gently auszustrahlen beginnt; der Herr Sathom ist gespannt.
Tja, das mit Steed ist ja so eine Sache. Avengers ohne Steed ist schwer vorstellbar, irgendwie. Nur Gambit und Purdey wären so eine Art The Proffesionals mit abgedrehteren Fällen. Nur Steed und Purdey wären eine Fortsetzung der 60er Serie in den 70ern. Aber das hätte vielleicht auch nicht funktioniert, da die 70er schon mehr Action in den Serien hatten (Starsky & Hutch, Streets of San Francisco, The Sweeney u.v.m.). Steed war da schon zu alt für und ohne die Action hatten sie vielleicht Angst, dass die Serie floppen könnte. Also doch Gambit, aber dadurch erzwingen sie diesen Spagat. Und wäre Steed nur so ein Art Mutter, wäre es auch zu wenig gewesen.
Auf eine der Folgen bin ich übrigens besonders gespannt (und hoffe, dass sie auch läuft): in Obsession (Originaltitel) spielen Martin Shaw und Lewis Collins, die beide bekanntermaßen das kongeniale Duo Bodie & Doyle aus The Professionals bilden. Brian Clemens, Produzent und Autor von den Avengers ist dies auch für The Professionals, die 1977 starteten. Interessant ist, dass Gareth Hunt wohl ursprünglich für die Rolle von Bodie vorgesehen war, aber durch die Dreharbeiten für die Avengers verhindert war. (http://www.mark-1.co.uk/Professionals/profs.htm)
Fans alter Serien empfehle ich übrigens unbedingt die Originalversionen zu kaufen, wo immer möglich. Meistens ungeschnitten, nicht wie im dt. Zensur-TV, oft mit viel Wortwitz, der in der Synchronisation verloren geht und gut fürs eigene english ist es auch.
Herr Sathom dankt für den Kommentar und stimmt zu – den Herrn Steed einzubauen unterlag wohl leider den angeführten Problemen (weshalb Herr Sathom sich auch fragte, ob eine Serie ohne Avengers-Bezug nicht das Problem umschifft hätte). Allein nachdem er nun einige Folgen gesehen hat, muß Herr Sathom einräumen, daß er die Serie immer vorzüglicher findet und das, woran eingefleischte Puristen sich vielleicht störten, und was ihn auch anfänglich irritierte (einfach weil Steed – selbst ohne die neuen mit den alten Avengers zu vergleichen – gelegentlich leicht deplaziert wirkt), sein Sehvergnügen mittlerweile gar nicht mehr beeinträchtigt. Jedenfalls ist ihm aktuell jede Folge ein Genuß (auf die am Mittwoch, 17.06. ausgestrahlte – und entsprechend vermutlich am Mittwoch der Folgewoche um 13:00 Uhr wiederholte – mit den Riesenratten ist er schon sehr gespannt).
Dank übrigens auch für das vorzügliche Link, das reichlich Hintergrundinformationen zu den Professionals bietet wie auch zum britischen Fernsehen überhaupt (etwa bezüglich der unrühmlichen Mary Whitehouse, die daselbst auch den Doctor Who schmählich zu sabotieren trachtete).
Ich möchte noch hinzufügen, dass die Serie mir durchaus gefällt. Abgesehen davon, dass Steed manchmal etwas irritiert wirkt, was die jungen Hüpfer da so alles treiben, was jedoch auch schon wieder Charme verbreitet, ist die Serie gelungen. Macnee soll übrigens in der 2. Staffel fitter daherkommen und auch mehr Präsenz auf dem Screen bekommen. Er hatte sich wohl beschwert, daß Gambit öfter im Bild ist als Steed. Ich bin gespannt.
Die Qualität der New Avengers ist schon bemerkenswert, wenn man bedenkt, mit welchen Problemen die Serie zu kämpfen hatte. Die Geldgeber waren nicht immer ein Segen und ich bin schon gespannt auf das Finale, wenn die berüchtigten „kanadischen“ Folgen gesendet werden. Selbst Brian Clemens soll teilweise entsetzt gewesen sein.
Was mit jedoch wirklich stört, aber auch nicht überrascht (und es wäre ein Vergnügen, einmal Herrn Sathoms Erkenntnisse zu dem Thema zu lesen), ist die Tatsache, daß die New Avengers-Folgen verstümmelt sind. Das sinnfreie Herausschneiden von Szenen ist deutsche TV-Tradition. Aber hier geschah es so unverschämt und schlecht gemacht, daß häufig Anschlußfehler generiert wurden, Abläufe unlogisch daherkommen und man halt richtig sieht, wo der Cut ist. Schade, daß es die New Avengers noch nicht in einer restaurierten Fassung auf DVD gibt, aber ich vermute auch die derzeit erhältlichen englischen DVDs sind kompletter als das, was Arte gerade sendet.
Nachdem ich zur Zeit hervorragende Erfahrungen mit The Professionals und Dempsey and Makepeace mache, werde ich auch weitere britsche Serien ausschließlich im Original anschaffen. Weniger wegen der Sprache, denn die deutschen Editionen bieten meist auch die englische Tonspur und oft sogar Untertitel, welche in der englischen Edition fehlen. Nein, es ist schlicht so, daß die englischen Editionen un-cut daherkommen, wo die deutsche zensiert ist (auch wenn die englischen DVDs nicht immer völlig komplett sind, so doch meistens erheblich volständiger als die deutschen).
Wo wir übrigens schon bei Martin Shaw waren, die zur Zeit laufenden George Gentley-filme im ZDF kann ich empfehlen! Leider nicht im Zwei-Kanal-Ton, so daß man Shaw nicht im Original genießen kann. Aber dennoch sehenswert. Auch ein Kandidat für die Original-DVDs. Wer weiss, was da geschnitten wurde. Und was beim öffentlich-rechtlichen TV wirklich nervt, ist das auch bei ihnen inzwischen in die Mode gekommene Weglassen des Abspanns.
Na, der Herr Sathom ist entsetzt ob der Cutterei, wenn auch ebenfalls nicht wirklich überrascht. Zu oft fand er sich schon dabei, zurückzuspulen und Szenen erneut anzusehen, um sich zu überzeugen, ob er verdank kurzzeitiger Blackouts oder genereller cerebraler Insuffizienz etwas verpaßt habe. Denn geschnitten ward hier in der Tat sinnfrei und Anschlußfehler zeugend – das Geschnipsel gilt ja in der Regel nicht etwa anstößigen oder nach damaligen Begriffen brutalen Szenen, sondern verstümmelt häufig Übergänge oder beendet Szenen abrupt, so daß man sich zusammenreimen muß, wieso wer plötzlich dies oder das weiß oder auf einmal an diesem oder jenem Ort ist, etc.
Soweit Herr Sathom weiß, hat diese Art des Umschneidens (die andere gibt es auch, zumal bei ZDF-Ausstrahlungen jener Zeit) nichts mit ethischer oder moralischer Zensur zu tun, sondern mit dem Zurechtstutzen der Folgen aufs Sendezeitformat, das bei den jeweiligen Sendern in den jeweiligen Ländern üblich war. Hat also dieselben Ursachen wie das Wegoperieren der Abspänne, desselben sich längst auch die Öffentlich-Rechtlichen befleißigen. Und zeugt insgesamt natürlich von demselben Mangel an Respekt vor dem kreativen Werk, wie das Zurechtschnippeln aus Zensurgründen, oder um die Folgen als Zwischenhäppchen für die so viel wichtigeren Werbespots passend zu machen, wie es die Privaten tun.
Anschlußfehler betreffend glaubt Herr Sathom allerdings, in einer kürzlich gesehenen New Avengers-Folge, die ansonsten brilliant und so spannend wie witzig war, welche entdeckt zu haben, von denen er nicht sicher ist, ob sie sich nicht der ursprünglichen Produktion verdanken. Und zwar meint er, in der Folge, in welcher ein Teil Londons in Tiefschlaf versetzt wird, bemerkt zu haben, daß einige Gangster offenbar die Fähigkeit hatten, an zwei Orten gleichzeitig zu sein – womöglich ein continuity flub, der sich dem Bestreben verdankt, mit wenigen Darstellern die Ränge der Bande umfangreicher scheinen zu lassen, als es eigentlich vom verfügbaren Personal her möglich war. Sogar doppelt hineingeschnitten ward eine Szene… ein Gangster auf Wacht müßte ansonsten Stunden bewegungslos verharrt haben (was er, wie man zuvor ohnehin sehen kann, nicht tat), bis gegen Ende der Folge Prudey an ihn heranschleicht. Herr Sathom hat sehr gegrinst.
Doch dessen unbenommen – die Qualität hat auch den Herrn Sathom, falls hier noch Zweifel bestehen, ansonsten längst unbedingt überzeugt. Handlungsideen, Dialogwitz – alles stimmig. Herr Sathom guckt’s begeistert.
Den kanadischen Folgen sieht er allerdings mit Schaudern entgegen…