Ja, ja, Herr Sathom weiß: er hat Fortsetzungen seiner lustigen Erörterungen hirnverbrannter Verschwörungstheorien und seiner am Beispiel der Kreationisten-Evolutionisten-Kontroverse noch weiter zu entwickelnden Ergüsse zu erkenntnisleitenden Interessen versprochen; doch Herr Sathom hat viel zu tun und muß nach der Arbeit aktuell auch immer erstmal wieder runterkommen, und ihm ist allgemein derzeit nicht so nach bloggen, weshalb das eben so lang wird warten müssen, bis ihn wieder der Hafer sticht, wofür er um Entschuldigung bittet. Außerdem kommt eine immer wieder beliebte Verschwörungstheorie auch in diesem Artikel vor, und das ist doch auch schon mal was.
Jedenfalls für den Augenblick nur kurz something completely different: auf arte verfolgte Herr Sathom am Dienstag abend die Sendung „Frankreichs Meinungsmacher packen aus“ und die anschließende arte-Debatte, die sich mit der Krise des etablierten Journalismus bzw. seiner papierenen Verbreitungswege, sowie mit der Konkurrenz durchs Internet befaßte. Herr Sathom fand erstgenannte Sendung wie anschließende Diskussion durchaus ambivalent – da gab’s offenherzige und gedämpfte Selbstkritik journalistischer Größen, berechtigte Kritik an den Fehlern des etablierten Journalismus, Verteufelung des Web als ausschließlicher Ort miserabel recherchierter Verschwörungstheorien (die’s ja sehr wohl gibt) neben großer Gelassenheit und positiver Sicht auf’s Internet (explizit allerdings nur bei einem Protagonisten der Meinungsmacher-Sendung, dessen Ausführungen Herr Sathom sehr erfreulich fand). Insgesamt war das Ganze jedoch – obwohl z.B. gerade auf der Verschwörungsgeschichte sehr herumgeritten ward, damit sie sich auch ja keinem Zuschauer nicht als erste Assoziation zum „Bürgerjournalismus“ ins Hirn brenne – ausgesprochen interessant und weniger hysterisch als manche Verlautbarungen, die sonst so zu dem Thema vorgetragen werden; und wenn auch nur darum interessant, daß sich hier zu erleben Gelegenheit bot, wie manche altgediente Journalisten selbst die Sache sehen: eine Innensicht aus der Perspektive derselben gewissermaßen. Herr Sathom meint also empfehlenderweise, daß man sich die Wiederholung des Ganzen durchaus einmal zu Gemüte führen kann, um sich ein Bild der Diskussion, vor Allem aber: der Wahrnehmung, insbesondere der Selbstwahrnehmung journalistisch Berufstätiger bezüglich der genannten Themen zu machen.
Übrigens: manche Äußerungen fand Herr Sathom schon recht lustig; etwa, wenn in der Debatte offenbar ausgerechnet Fehlgriffe professioneller Journalisten, die unkritisch Internet-Quatsch weiterverbreiteten, als vom Internet und nicht von der Inkompetenz der Kollegen verursacht wahrgenommen wurden, eine Seltsamkeit von Wahrnehmungsstörung, die man bei Anti-Internet-Argumentationen ja häufig findet (man achte in der Debatte auf das Geschichtchen vom japanischen Journalisten, der naiv weiterverbreitete, was ein gewisses Blog verleumderisch über einen britischen Mitarbeiter einer Zeitung in Hongkong behauptete); andere Aussagen, gerade die eben desjenigen britischen Herrn (Mr. Fenby), dem solche Unbill widerfuhr, fand Herr Sathom wiederum sehr klug. Gruselig zumute – wenn auch nur gelinde – ward es Herrn Sathom leider grad bei den Äußerungen der beiden deutschen Teilnehmer: des in der Sendung vorkommenden Herrn Ganz und des an der Debatte teilnehmenden Herrn Jürgs, früher u.a. beim Stern. Deuchten Herrn Sathom des Herrn Ganz Einlassungen doch etwas unreflektiert bezüglich des Umstands, daß auch Berufsjournalisten Ereignisse (und, wie Herr Sathom hinzufügen möchte: Realität) ebenso produzieren bzw. erschaffen, wie er es gewissen Internetschmierern vorhielt (was Herrn Sathom einmal mehr sich fragen ließ, ob hier die Sache kritisiert oder das Monopol auf sie eingefordert wird), und fand er das von ihm und anderen im Laufe des Abends gesungene Loblied auf das Filtern von Nachrichten (ein Filter kann etwas gutes oder schlechtes sein, Leute, je nachdem, nach welchen Kriterien man filtert, gell) für hinterfragbar, so fand er bei Herrn Jürgs kurios, daß dieser ein doch recht optimistisches Bild der Deutschen als kritischer Realisten zeichnete, denen so schnell kein X für ein U vorzumachen sei. Herr Sathom meint, daß da wohl doch der Wunsch wenn nicht der Vater, so doch des Gedanken Pate gewesen sein mag, sowohl was die Fähigkeit des hiesigen Publikums zur kritischen Rezeption des digitalen, als auch zu der des gedruckten Wortes angeht (Herr Sathom selbst, der – um mal ein Beispiel herauszupicken – verschwörungstheoretische Seiten im Netz ja gern goutiert, ist sich allerdings nicht sicher, wie groß deren gläubiges Publikum ist; er wird mal darauf achten, inwieweit die massenhafte Resonanz in solchen Blogs von einer großen Vielzahl unterschiedlicher Leser oder einer geschlossenen Clique immer derselben Protagonisten herrührt). Auch die Qualität des „investigativen“ Journalismus bestimmter sattsam dafür gerühmter deutscher Blätter, meint Herr Sathom, schien Herr Jürgs doch zu überschätzen. Etwas unheimlich wehte es den Herrn Sathom allerdings auch an, als der Debatte Moderator zum Ende ausgerechnet Herrn Rupert Murdoch lobte.
Niedlich hingegen fand Herr Sathom – als weiteres Beispiel für oben genannte Wahrnehmungsverzerrung – daß die Verschwörungstheorien zum 11. September immer wieder als Internetphänomen erwähnt wurden, wiewohl doch auch viele Bücher – eben auch von Journalisten, unter anderem einem deutschen Journalisten gar – zu dem Thema erschienen sind, und auch das Print- und Onlinemagazin Focus Money sich jüngst nicht zu schade war, unter dem sabbelnden Beifall jeglicher Hirnmasse entbehrender Idioten der Verschwörungstheoretiker Raunen zu verbreiten, obwohl deren „Argumente“ schon vielerorts exzellent widerlegt wurden (so etwa hier und hier).
Doch sei’s drum; man verlasse sich wie immer nicht auf Herrn Sathoms Eindruck, sondern gucke selbst (oder nehme in diesem Fall angesichts der Uhrzeit wohl eher selbst auf): arte wiederholt die Meinungsmacher-Sendung am 12.02. um 11:10 Uhr (genau: vormittags), direkt gefolgt von der 28-minütigen Debatte ab 11:50. Davor um 10:30 Uhr ebenfalls wiederholt wird die Dokumentation „Verloren im Nachrichtendschungel“, die Herr Sathom leider verpaßt hat, weshalb er nichts dazu zu sagen vermag, ob diese – auch bezüglich dessen, was sie zum Internet sagt – etwas tauge oder nicht.