Der WWF schützt Pandas, Tiger und Orang Utans – so erzählen es aufwendig hergestellte Werbespots in kitschig-emotionaler Manier und heischen Spendengelder. Der gute Ruf der Seriosität eilt der Umweltorganisation dabei voraus, Resultat gelungener Öffentlichkeitsarbeit, erfolgreicher Hochglanz-PR.
Zumindest die ARD-Dokumentation „Der Pakt mit dem Panda: Was uns der WWF verschweigt“ zeichnet nun ein anderes Bild des World Wildlife Fund: die Organisation, heißt es dort, paktiere mit umweltschädigenden Unternehmen (etwa bei der Errichtung von Monokulturen zur Palmölgewinnung, wobei der Boden durch Pflanzenschutzmittel verseucht wird), ermögliche das Greenwashing zerstörerischer Produktionsmethoden, wobei diese als „nachhaltig“ zertifiziert werden, sorge für die Vertreibung von Ureinwohnern – von einer anstehenden solchen, die 1 Million Menschen betreffen soll, ist die Rede – zwecks Errichtung von Tigerreservaten, in denen Ökotouristen täglich auf „Tigersafaris“ mit über 100 Jeeps durch den Busch pflügen und die vormals unabhängigen Einheimischen nun als Dienstpersonal fronen dürfen, u.v.m.
Daß und weshalb derlei – entgegen dem, was man meinen könnte – auch den Tigern grad mal gar nix nützt, behandelt die Doku ebenso wie das Schicksal der betroffenen Menschen, deren Lebensgrundlage – und eigentlich friedliches Zusammenleben mit Pflanzen und Tieren – dabei zerstört wird; doch immerhin verdient, so die Dokumentation, das WWF-Reisebüro 10.000 Dollar pro Wohlstandstourist, das ist ja auch was.
In Borneo wiederum verseuchen Palmölplantagen eines Konzerns, mit dem der WWF kooperiert, das Trinkwasser der Einheimischen; Bauern, die ihr Land nicht für die Plantagennutzung freigeben, müssen auch schon mal mit Besuch von der Armee rechnen, und im Beisein des Kamerateams erhält ein Öko-Aktivist, der die Ortsansässigen unterstützt, eine Morddrohung per SMS. Daß der WWF von solch extremen Machenschaften überhaupt weiß, kann nun keineswegs unterstellt werden (die oben erwähnte Vertreibung von Ureinwohnern wird hingegen von der Organisation gezielt betrieben) – der Besuch des Filmteams im WWF-Büro in Djakarta ließ allerdings bei Herrn Sathom Zweifel aufkommen, was zumindest die Mitarbeiter vor Ort überhaupt wissen, oder ob es irgendwen interessiert, was die Kooperationspartner nun im Detail so treiben. Ein Interview mit einer deutschen WWF-Abgesandten auf einem Kongreß der Bio-Ethanol-Wirtschaft läßt Herrn Sathom hingegen, was die finanzielle Seite der WWF-Partnerschaften angeht, einen gewissen Zynismus auf den höheren Ebenen vermuten.
Wenn er dann noch erfährt, daß „dank“ WWF die kooperierende Palmöl-Firma von ca. 14.000 Hektar Wald eines Orang Utan-Habitats 80 Hektar stehen ließ, dann bleibt Herrn Sathom schon die Spucke weg (laut Kritikern vor Ort dringen die Tiere, die in diesem Restwald keine Nahrung finden, daraufhin in die Plantagen ein, wo sie erschossen werden); und als sei dies nicht genug, zeigen auch noch weitere unschöne Enthüllungen eine düstere Seite des WWF, darunter weitreichende Verflechtungen mit der Wirtschaft, in Einzelfällen sogar mit Diktaturen. Das zynische Argument des WWF dort, wo er riesige Flächenrodungen unterstützt (etwa auch in Südamerika, wo der Konzern Monsanto sein Gensoja und das dazugehörige, für Menschen erbgutschädigende Pflanzenschutzmittel Roundup – laut Doku eine Weiterentwicklung von Agent Orange – verbreitet): der gerodete Wald sei „minderwertig“ gewesen. Und auch die nächsten Angehörigen eines „Naturvolks“ und ihre Wälder sind, wie das Ende der Dokumentation zeigt, dank WWF-Mitwirkung längst fällig – das Ergebnis der Zerstörung wird sicher als nachhaltig zertifiziert.
Natürlich ist bei solchen Dokumentationen immer zu fragen, inwieweit sie einseitig sind, und der WWF selbst wird das Ganze sicher anders darstellen (wobei wiederum anzumerken wäre: von PR verstehen sie ja was) – immerhin jedoch wartet der Film mit Interviews betroffener Einheimischer, Bauern, Stammesangehöriger und lokaler Öko-Aktivisten auf, die durchaus glaubwürdig wirken.
Die bereits im Fernsehen gelaufene Sendung ist hier in der ARD-Mediathek einsehbar. Herr Sathom meint, man sollte sie ansehen und sich sein eigenes Bild machen.