:: Der Mensch ein Monstrum: The Walking Dead (I)

Die Wanderleichen sind weitergezogen; und mit ihnen Sheriff Rick samt Kumpanen.

Zum Ende der 5. Staffel der Walking Dead einige Gedanken.

Sie gelten nicht den zur Genüge behandelten Qualitäten der Serie, ihren gern aufgezählten Besonderheiten wie etwa der für eine Fernsehserie extremen visuellen Brutalität, oder den üblichen Betrachtungen darüber, was die Toten bzw. Untoten kulturell bedeuten (die aufgrund ihrer Allgemeinheit den spezifischen Film, die gerade besprochene Serie oder das Buch selten treffen); sondern der Frage, was Wirklichkeit sei.

Denn gerade diese Frage wird gegen Ende der vierten, und im Verlauf der gesamten fünften Staffel von den Protagonisten der Serie aufgeworfen, und ausführlich erörtert; also von den Autoren bewußt thematisiert.

Zuvor jedoch einiges Allgemeine (das für die weitere Erörterung notwendig sein wird):

Beginnend mit Night of the Living Dead gilt der Zombiefilm als sozialer Kommentar. Die Botschaft, mehr oder weniger: Die eigentlichen Ungeheuer sind wir. Deutlicher als in der Erfolgsserie, die sich das Motto Fear the Living auf die Fahnen geschrieben hat, kam dies allerdings selten zum Ausdruck; wesentlich handelt die Serie vom Bösen, das die Überlebenden einander antun, während im Hintergrund dekorativ einige Leichen herumschlurfen. Die Untoten sind nur Anlaß; wozu der Mensch fähig sei, das eigentliche Thema.

Rick und seine Gruppe, die sich durch die zombieverseuchte Welt schlagen, machen in den ersten Staffeln wiederholt die Erfahrung, daß der größte Feind des Menschen längst der Mensch ist. Sie lernen, daß nahezu jeder Böses im Schilde führt – die anderen Überlebenden zum eigenen Vorteil auszuplündern, umzubringen oder den Walkers, den Untoten, zu überlassen bereit ist. Sie beginnen, Güte als gefährliche Schwäche, Tötungshemmung als Versagen vor den Anforderungen der Situation aufzufassen; sie werden nach und nach skrupelloser – verweigern anderen auch Hilfe, überlassen sie dem sicheren Tod. Oder, wie Rick in Folge Zehn der fünften Staffel fordert: tun, was sie tun müssen, um sich der Realität anzupassen.

Daß man entweder „Schlächter oder Schlachtvieh“ sei, lernen wir diesmal bereits in der ersten Staffelfolge; die Tötungshemmung des Protagonisten Tyreese wird von seinen Mitstreitern grundsätzlich als Makel behandelt, und daß Kinder sterben müssen, wenn sie „nur Gutes in sich“ haben, erfuhren wir schon in der vierten Staffel.

Und die Untoten?

Als Bedrohung spielen die seligen Verstorbenen in The Walking Dead kaum eine Rolle. Nicht ausschließlich, doch recht häufig nur Teil der Landschaft, (part of the landscape, wie ein Kommentator auf io9 einmal schrieb), werden sie am Zaun menschlicher Bollwerke fast schon beiläufig ausgejätet, eine Gelegenheit, sich vor dem Frühstück noch etwas Bewegung zu verschaffen; gefährlich macht sie häufig erst menschliche Niedertracht, etwa, wenn es gilt, sie auf lebende Feinde zu hetzen, ein Topos, den die Serie über und über wiederholt, wie um ständig daran zu erinnern, wozu der Mensch imstande sei (und der, als genüge dies nicht, auch im Spin-Off Fear the Walking Dead bemüht wird). Gefährlich sind sie auch gelegentlich für irgendein armes, von Beißern umzingeltes Schwein, das man seinem Schicksal überlassen kann, vielleicht, um seine Plünnen noch einzusammeln, sobald die Verwesten ihren Verdauungsschlaf halten.

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3 Kommentare zu „:: Der Mensch ein Monstrum: The Walking Dead (I)“

  1. Das klingt aber alles sehr negativ. Ich kenne die Serie noch nicht. Macht das denn trotzdem Spaß zu gucken wenn die Stimmung derart dystopisch ist ? Wer will sich denn gerne so runterziehen lassen ?

    Das Computerspiel fand ich großartig deshalb interessiert mich wie die Serie so ist.

    1. Ich würde im Zweifelsfall empfehlen, einfach probeweise ein paar Folgen zu gucken – spätestens wenn die sechste Staffel ansteht, wird RTLII garantiert wieder alle vorherigen Staffeln über den Bildschirm hetzen 😉
      Im Ernst, ich find’s schon sehr dystopisch; allerdings werden sich die nächsten Folgen der „Serie nach der Serie“ auch mit der Frage beschäftigen, ob das Bild wirklich so einseitig ist. Ich will vorab nicht zuviel preisgeben, aber ich denke, die meisten Serien haben zwar eine „Stoßrichtung“, sind aber so konstruiert, daß ein größtmögliches Publikum etwas für sich darin findet.
      Tipp: Wesentlich ulkiger fand ich die jetzt gelaufene erste Staffel von „ZNation“. Dafür, daß es von The Asylum (Stichwort „Sharknado“) produziert wurde, ist es trotz einiger Mängel eine überaschend gut gemachte, ganz witzige Parodie (mal davon abgesehen, daß es zum Ende hin etwas düsterer wird, und ein, zwei Folgen hat, die nicht nur richtig schlecht, sondern für den Handlungsverlauf auch völlig unnötig sind).

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