:: La guerre, encore?

Was der US-amerikanische „Krieg gegen den Terror“ erreichte, ist hinlänglich bekannt: Haß, Zulauf für Terroristen – mehr Terror.

Insofern wirkt es beunruhigend, daß der französische Staatspräsident François Hollande aktuell in eine Kriegsrhetorik verfällt, die den Äußerungen George W. Bushs nach den Anschlägen des elften September verblüffend ähnelt, sogar beinahe identisch scheint. Dies um so mehr, als sie mit einer Einschränkung der Bürgerrechte einhergeht, wie sie in den USA unter dem Eindruck der Attacken ebenfalls etabliert wurde.

Daß die Anschläge von Paris erschreckend, empörend und verwerflich waren, daß Solidarität mit unseren französischen Nachbarn selbstverständlich ist, sollte keiner Erwähnung bedürfen. Doch Ziel von Terroristen sind, zusätzlich zu den Menschen, die ihnen zum Opfer fallen, auch die Überlebenden. Diese sollen traumatisiert, verängstigt, von ihren eigenen Werten abgebracht werden; kurz, von einem Leben, das nicht terroristisch ist. Eines, dessen Anblick der Terrortäter nicht erträgt.

Bestimmte Maßnahmen nach Terrorakten verhelfen den Tätern vielleicht gerade zum erwünschten Ergebnis: Dieses Leben einzuschränken, zu bedrücken – wenn nicht abzuschaffen.

Dabei ist „Krieg“ (statt gezielter Maßnahmen als Rundumschlag geführt) kontraproduktiv, und zunehmende Überwachung zumindest nicht zielführend. Bereits vor den Pariser Anschlägen erlaubten französische Gesetze Überwachungsmaßnahmen, die wir – etwa beim Thema Vorratsdatenspeicherung – noch kontrovers diskutieren; sie haben nichts genützt.

Folgt das Schema der französischen, der europäischen Reaktion auf die Ereignisse des Wochenendes diesem fatalen Schema? Und die französischen Medien? Folgen sie, ähnlich wie damals die amerikanischen, im derzeitigen Schockzustand ihrem Präsidenten blindlings? Oder setzen sie gerade das, was sie unterscheidet, die Werte von Liberté, Egalité, Fraternité dagegen?

Ein Bericht des NDR-Medienmagazins ZAPP beleuchtet die Situation.

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4 Kommentare zu „:: La guerre, encore?“

  1. Fast jedes mal werden nur die Auswirkungen und Folgen von Terrorismus diskutiert und wie man darauf reagieren soll. Selten werden Überlegungen in den Diskurs mit eingebracht, wie man Radikalisierung von Jugendlichen präventiv verhindern oder zumindest einschränken könnte. Dazu habe ich auch einen kleinen Text verfasst. Mfg

    1. Vielen Dank für den Hinweis – tatsächlich ein wichtiges Thema. Deinen Artikel habe ich gelesen (da Dein Nickname oben allgemein zu Deinem Blog linkt, setze ich hier nochmal den Link direkt zum Beitrag: https://politicalengagementblog.wordpress.com/2015/11/22/salafismus-und-radikalisierungen-in-westlichen-gesellschaften/); ein schöner historischer Überblick und wichtige und richtige Gedanken zum Schluß. Ich denke, sie können auf alle Radikalisierungen (auch areligiöse) übertragen werden – weitergehend würde ich behaupten, eine gesellschaft, die sich um alle kümmert (nicht erst, wenn sie als radikal auffallen), würde weniger „Randgruppen“ produzieren.

  2. Ich möchte in dem Zusammenhang auf folgenden Artikel verweisen:
    http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/die-is-jugend-generation-dschihad-13923621.html

    „Es gibt ein Handbuch der psychologischen Kriegsführung, das auf unheimliche Weise vorwegnimmt, was in den vergangenen Tagen passiert ist. Das Buch heißt „Management of Savagery“ und wurde von Abu Bakr Naji, einem ehemaligen Chefdenker von Al Qaida verfasst.

    Die Gewalt soll zu Unsicherheit und zum Kollaps der Ordnung führen, die Menschen sollen das Gefühl bekommen, der Tod sei „immer nur einen Herzschlag entfernt“.
    Das Kalkül dahinter: Der Gegner werde unweigerlich in die Denkweise des Dschihad hineingezogen, in eine Polarisierung der Welt in Gut und Böse. Sei das einmal erreicht, könne man mit militärischen Interventionen der betroffenen Staaten rechnen – und genau das möchte Naji. Denn daraus ergebe sich neuer propagandistischer Spielraum, etwa durch das Schaffen von Märtyrern. Eine Gewalt, die keine Grenzen kennt, schüre außerdem in der westlichen Welt die Islamfeindlichkeit, was ebenfalls eine gute Ausgangslage sei, um Muslime als Dschihadisten zu rekrutieren.“

    Ich würde sagen im Moment sieht es nach Sieg der Dschihadisten aus. Wir tun genau das womit sie rechnen.

    1. Danke für den Verweis 🙂
      Also ist das ganze Kalkül, und nicht bloß selbststeuerndes Durchdrehen . . . Nun, scheint zu funktionieren.

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