:: Immer wieder „Lügenpresse“

Herr Sathom hatte den Themenkomplex schon, aber jüngere Ereignisse … usw., usw.

Das NDR-Medienmagazin ZAPP widmete die ganze Sendung vom 17.02.2016 dem Thema „Lügenpresse“; besonders der Frage, ob und inwieweit der Vorwurf ein Umdenken unter deutschen Medienmachern, eine Art von Selbstkritik hervorruft.

Da war einiges Erfreuliche zu hören. So die Erkenntnis, daß Journalisten, Redakteure usw. häufig ihren Beruf als mit einem Erziehungsauftrag verbunden mißverstehen; dito, daß sie oft durchaus einen gemeinsamen Bias teilen, eine uniforme Weltsicht, auch deswegen, weil sie denselben sozialen Schichten entstammen bzw. in ihrer eigenen social bubble unter sich sind. Solche Punkte wurden auch in diesem Blog bereits diskutiert, zumal sie gewisse fuck-ups unserer Medien plausibler erklären als irgendwelche Verschwörungstheorien, denen zufolge jeder Journalist von transsexuellen Bio-Robotoiden vom Planeten X ferngesteuert wird. Was die gemeinsame soziale Herkunft bzw. Schicht angeht, blieb Herrn Sathom allerdings unklar, weshalb unsere Medienmacher vornehmlich „links“ stehen sollen; den Eindruck gewann er gerade in den Jahren bis zur Finanzkrise, in denen der Ellbogenkapitalismus hochgejubelt wurde, eher nicht. Kann es sein, daß da ein Vorurteil der Rechten, die derzeit auf Montagsdemos herumspazieren, zum Fakt uminterpretiert wurde? (Auch das eine Beobachtung der vergangenen Monate – daß die Selbstkritik gelegentlich Züge des Einknickens vor dem Gebrüll annimmt.)

Natürlich kann man in 30 Minuten nicht alle Aspekte eines solchen Themas abhandeln. Entsprechend vermißte Herr Sathom einen, der ihm wichtig erscheint. Das merkwürdige Phänomen nämlich, daß die Menschen inzwischen gegenüber hiesigen Medien weitaus kritikfähiger sind, als früher – diese Kritikfähigkeit dann aber bei der Suche nach alternativen Informationsquellen nicht anwenden. Daß sie eine gewisse Meinungsblockmentalität, ein homogenes Weltbild unserer Medien erkennen; daß sie differenziertere Berichterstattung fordern; dann aber losgehen und Plattformen wie Russia Today ungeprüft alles glauben, ihr gerade erworbenes Bewußtsein dort sofort am Garderobenständer wieder abgeben. Wie merkwürdig: Da hinterfragt man alles, prüft kritisch, glaubt nichts – und wendet sich dann neuen Orakeln einer vermeintlichen Wahrheit zu, erklärt sie unkritisch und naiv für erhaben über jeglichen Verdacht. Es ist, als träte man aus der Kirche aus, weil man nicht mehr an den lieben Gott glaubt – um sich dann sofort einer Sekte anzuschließen, die den großen Wutzschniepel anbetet. Weil, das muß ja dann diesmal stimmen.

Herr Sathom wiederholt sich; doch ihm bleibt der hier schon geäußerte Verdacht, daß zumindest die sehr aggressiven „Lügenpresse“-Rufer durchaus keine differenzierte, objektive Berichterstattung wünschen, sondern mit einer einseitigen und dogmatischen durchaus zufrieden wären – so lange es ihre Blockmeinung wäre, die da als alleinige „Wahrheit“ verkündet wird. Daß die Medien während der Ukraine-Krise einseitig berichteten, wird nicht kritisiert, weil sie es zugunsten der Ukrainer taten; sondern weil man verlangt, die Darstellung hätte ausschließlich den Standpunkt der russischen Seite wiedergeben sollen (der auch nicht wirklich interessiert, sondern nur Anlaß bietet, den Westen pauschal zu diskreditieren). Anders erklärt sich nicht recht, warum man zwar Mängel hiesiger Medien erkennt und angreift, Verlautbarungen von Russia Today hingegen unhinterfragt glaubt.

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