Zur Abwechslung mal wieder was populärkulturelles.
Am Dienstag lief als Doppelfolge der Serienstart von Supergirl auf ProSieben, und Herr Sathom war natürlich dabei.
Um es vorab zu sagen: Herr Sathom findet’s ganz ordentlich, und hat sich jedenfalls gut unterhalten. Er wird die Serie also zunächst weiter verfolgen.
Während im Kino weiterhin Marvel unangefochten herrscht (ob Zack „Ich mach’s Dir grim and gritty, Baby“ Snyders Keilerei zwischen Superman und Batman etwas daran ändern wird, muß sich zeigen, aber immerhin: Wonder Woman!), liefert DC mit Arrow und Flash schon seit geraumer Zeit handwerklich solide Fernsehunterhaltung. Herr Sathom findet zwar, daß Flash gelegentlich zu flashy ist, also so hektisch und schnell inszeniert, als wollten die Macher das Prinzip der Geschwindigkeit auch dramaturgisch abbilden, weshalb gerade charakterliche Entwicklungen der Figuren oft überstürzt wirken; dennoch ist die Serie unterhaltsam, spannend, gelungene Unterhaltung. Und während Gotham im Herkunftsland zumindest unter Nerds nicht so beliebt scheint, fährt Herr Sathom voll drauf ab. Allein schon wegen Pinguins Mutti (endlich mal wieder bei uns zu sehen: Carol Kane). Kurz, DC macht sich in diesem Bereich ganz gut, obwohl Herr Sathom Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D. immer noch bevorzugt (Agent Carter hat er leider noch nicht gesehen).
Und Supergirl? Herr Sathom hatte Bedenken. Die Trailer ließen eine üble Soap befürchten, in der Calista „Ally McBeal“ Flockhart die Teufelin in Prada, Melissa Benoist die verhuschte weibliche Version von Clark Kent gibt; doch er wurde angenehm enttäuscht. Der Einstieg in die Handlung wird ein wenig zu fix abgewickelt (mittels des inzwischen leider üblichen voice over-Dialogs statt dynamischer Integration in die Handlung); doch ansonsten hielten die ersten beiden Folgen, was der Erfolg in den USA versprach.
Es folgen leichte Spoiler.
Supergirl lebt letzten Endes von Melissa Benoist. Eine so sympathische Heldin ist Herrn Sathom lange nicht begegnet; Benoist gelingt es, die kindliche Freude an ihrem ersten Erfolg – der Rettung eines abstürzenden Flugzeugs – so lebhaft zu vermitteln, daß man sich augenblicklich mit ihr freut. Was jedoch wichtiger scheint, ist ihre glaubwürdige Darstellung des Mutes, mit dem sich die zunächst unsichere – und immer wieder verunsicherte – Kara allen Widerständen stellt. Diese bestehen nicht nur darin, daß sie keineswegs so unangreifbar ist wie ihr Cousin (sie beherrscht ihre Kräfte noch nicht, wird beim ersten Zusammentreffen mit einem Gegner besiegt, sogar verletzt); sie begegnen ihr allenthalben. Da ist ihre menschliche Schwester (wie Kal-El wurde Kara adoptiert), die sie klein halten, ihr das Heldinnendasein verbieten will, aus Sorge vorgeblich, aus Eifersucht, wie sie später gesteht; da ist ihre Chefin, deren vornehmliches Ziel zu sein scheint, das Selbstbewußtsein aller Mitarbeiter regelmäßig komplett zu zerstören (klischeehaft, aber erfrischend bösartig: Calista Flockhart); da ist das Mißtrauen, das ihr von Regierungsagenten entgegenschlägt und xenophobe Züge trägt. Wie sich Kara Zor-El immer wieder aufrappelt und verbissen kämpft, vermittelt Benoist überzeugend und intensiv; ihr Supergirl ist eine Heldin mit Rückgrat, die immer wieder aufsteht. Wie sie es tut, läßt den Zuschauer unwillkürlich auf ihren Erfolg hoffen, und regen Anteil an ihren Irrungen und Wirrungen nehmen. Überhaupt scheint Supergirl bisher nicht nur eine Actionserie – als welche sie hervorragend funktioniert – sondern wesentlich die Geschichte einer jungen Frau, die trotz unterschiedlichster Widerstände nicht aufgibt. Hinzu kommt: Benoist und die Drehbuchautoren kreieren eine Heldin, die sich einsetzen will; eine angenehme Abwechslung von den zunehmend düsterer werdenden Superpsychotikern der grim’n’gritty-Schule. Daß sie dabei auch darum kämpft, sie selbst sein zu dürfen (statt dessen, wozu ihre Umgebung sie machen will), macht sie zu einer Figur, die man verstehen, und sich mit ihr identifizieren kann (wer kennt solche Kämpfe nicht?). Und daß sie gelegentlich den Mut verliert, also keineswegs unanfechtbar selbstbewußt ist, läßt sie glaubwürdig und nachvollziehbar wirken. Supergirl ist nicht perfekt, keine Optimismus-Maschine, die zu sein oft genug von uns gefordert wird; doch sie läßt sich nicht kleinkriegen, und steht zu sich selbst.
Wenn überhaupt, gibt es bisher zwei (vernachlässigbare) Wermutstropfen, von denen einer sogar schon wieder amüsant ist. Erstens wirken die CGI-Effekte gelegentlich unglaubwürdig, um nicht zu sagen, schlampig gemacht, was insbesondere verglichen mit der diesbezüglichen Qualität des Flash bedauerlich ist (und daran liegen könnte, daß die Serien von unterschiedlichen Networks produziert werden); zweitens weiß Herr Sathom ja nicht, wer es für eine gute Idee hielt, das Gesicht von Calista Flockhart digital zu verjüngen, aber im Ernst: es war keine. Anfangs irritierend, entfaltet der virtuelle Faltenkleister immerhin nach einiger Zeit unfreiwillig komische Wirkung, und unterhält einen durch die Möglichkeit, hämisch zu grinsen; zu offensichtlich, zu dick aufgetragen ist hier die „Verbesserung“, und unnötig dazu – warum soll Cat Grant keine reife Frau sein, was angesichts ihrer Spitzenposition sogar plausibler wäre? Schade, wenn ein diesbezüglicher Aufwand die Ursache dafür wäre, daß man an anderen Effekten sparen mußte – immerhin ist Flockhart damit ein wandelnder Dauer-Filmtrick. Was ihre Leistung nicht mindert – Cat Grant mag ein Klischee sein, doch eines, das sie mit Bravour zum Leben erweckt.
Kurz, Herr Sathom freut sich darauf, den Werdegang dieser sympathischen Heldin weiter beobachten zu dürfen. Und er ist gespannt, ob sich seine Vermutung bestätigt, weshalb dem einen Typ da am Schluß die Augen rot glühen. Herr Sathom – jetzt aber wirklich ein Spoiler, falls man seine Fantheorien selbst stricken möchte – hört den Martian Manhunter trapsen. Mal sehen, ob er Recht hat. Ab kommenden Dienstag erfolgt im Anschluß auch die Fortsetzung des Flash; Herr Sathom wartet angeschnallt.