Rainald Grebe, Supersong. Aber das nur am Rande. Es folgen zwei Hinweise zum Zeitreisen:
Doctor Who: Wer noch nicht gemerkt hat, daß Einsfestival die BBC-Kultserie seit Ende Febuar ausstrahlt, ist eigentlich selbst schuld. Trotzdem nochmal der Hinweis auf die Free-TV-Wiederaufnahme (nach einigen kurzen Intermezzi bei diversen Privatsendern). Nachdem die fünfte Staffel/Serie im Schnellverfahren durchgeheizt wurde, hat man sich inzwischen auf eine Folge pro Mittwoch verlegt, was nur als zuschauerfreundlich gelten kann; Serien sollten Spaß machen, und nicht in „TV-Event“-induzierten Streß ausarten.
Herr Sathom ist zwar nach wie vor der Auffassung, daß von den Doktoren der NuWho-Serien David Tennant der beste war, und ihm Christopher Eccleston dichtauf folgte (den allseits gelobten Peter Capaldi hat er leider noch nicht gesehen), doch auch Matt Smith ist einen Blick wert.
Mit Smith‘ Version des Timelords wurde Herr Sathom nur langsam warm, was jedoch weniger an den schauspielerischen Qualitäten des Darstellers, als am Konzept der Serienmacher für diese Inkarnation des Doktors gelegen haben dürfte. Die Umsetzung des Konzepts, einen „alten Mann, gefangen im Körper eines jungen“ (Autor/Produzent Steven Moffat) darzustellen, schien ihm zunächst weniger gelungen als den meisten Rezensenten; waren die vorherigen Doktoren schalkhafte Eulenspiegel, unter deren affektiertem Gehabe sich eine gefährliche Kompetenz verbarg, wirkt der elfte Doktor anfangs oft verzettelt, vielleicht verwirrt durch seine Zeitreisen und erinnerte Zukünfte, doch auch allgemein unreif. Alle Doktoren begaben sich ohne Zögern in Gefahr; die Planlosigkeit des Smithschen Doktors läßt dieses Verhalten leichtfertiger, gelegentlich beinahe verantwortungslos wirken (Intention der Autoren war, ihn als schuldbeladene Figur darzustellen, deren Erlebnishunger einen Bewältigungsversuch darstellt; ohne diesen Hintergrund, der sich neuen Zuschauern erst nach und nach enthüllen dürfte, kann er allerdings wie ein bloßer Hasardeur wirken).
Andererseits verleiht dies der Figur eine besonderen Reiz, eine Verletzlichkeit; und ändert nichts daran, daß die bewährten Zutaten, vom altbekannten Sound und Erscheinungsbild der TARDIS bis hin zu den Spleens, die auch dieser Doktor auslebt, weiterhin ihren typisch britischen Charme entfalten. Zudem hat Smith‘ Doktor auch seine Stärken; er ist angewiesener auf Improvisation, zu der er jedoch außergewöhnlich talentiert scheint.
Zugleich wirkt der Doktor dann ab Beginn der sechsten Staffel reifer, überlegener. Die Autoren nutzen offenbar den Umstand, daß diese Inkarnation nicht ständig mit ihren Companions reist, sondern in unterschiedlich großen Zeitabständen bei ihnen auftaucht, um einen Doktor in unterschiedlichen Entwicklungsstadien zu präsentieren – ein durchaus cleverer Zug (tatsächlich ist der elfte Doktor der erste, dessen Persönlichkeit innerhalb derselben Reinkarnation wesentliche Charakteränderungen durchmacht).
Die Qualität der Folgen ist gewohnt wechselhaft; manche sind so „na ja“, andere brillant, packend, unheimlich; und wer am Schluß der Episode mit Vincent van Gogh nicht mindestens einen Kloß im Hals hatte, der ist vermutlich aus Holz gezimmert.
Last but not least: River Song. Alex Kingston. Rrriiiiver Song. Was will man mehr? (Im Ernst: Die zeitreisende Professorin stiehlt die Schau; im Ensemble der Nebenfiguren eine ebenso interessante wie einst Captain Jack).
Für alle, die sich DVDs oder Pay-TV nicht leisten können oder wollen, lohnt sich ein Blick auf jeden Fall – bietet er doch die Gelegenheit, den Jahrzehnte währenden TV-Kult frei zugänglich zu goutieren.
Sherlock: Zu Ostern strahlt die ARD das Neujahrsspecial der BBC-Serie aus (Mo, 28.03., 21:45, Wh.: Di, 29.03., 01:35, ca. 90 min.). „Zeitreise“ ist hier metaphorisch zu verstehen; denn der Braut des Grauens begegnen Detektiv und Doktor diesmal im 19. Jahrhundert. Ja, es sind Cumberbatch und Freeman, doch mit Zylinder und Melone. Herr Sathom ist schon sehr gespannt.
Sehr schön beschrieben, das beschreibt die Persönlichkeit ziemlich treffend meine ich: „…waren die vorherigen Doktoren schalkhafte Eulenspiegel, unter deren affektiertem Gehabe sich eine gefährliche Kompetenz verbarg…“
Wir konsumieren die Serie zuhause über Amazon Prime, sind aber erst spät eingestiegen und erst beim zehnten Doctor (Tennant). Sind neulich erst das erste mal über River Song gestolpert. Damals wusste man anscheinend noch nicht wie überragend dieser Charakter ankommen wird (wie ich mir habe sagen lassen) was den Mindfuck-Faktor nur noch erhöht wie ich finde.
Habe mich mit der alten Serie nie befasst, kannte ich nur vom Hörensagen und aufgrund zahlloser Anspielungen. Wir sind dann irgendwann bei Amazon Prime darüber gestolpert und haben halt mal in die Neuauflage reingeschaut. In den ersten paar Folgen war da eher noch der Effekt „WTF did i just see?!“ aber mit der Zeit haben wir den trashigen Charme lieb gewonnen. Tatsächlich werden die Effekte und die Story aber zum Glück auch mit der Zeit besser.
Am Coolsten waren bisher diese „Mindfuck“ Folgen wie „Don’t blink“ oder eben die zwei Library Folgen mit River Songs erstem Auftritt.
Ich kenne die Serie „eigentlich“ auch erst seit dem Neustart; in den 70ern/80ern, in denen ich meine miefige Kindheit ließ, war Doctor Who immer etwas vom Hörensagen bekanntes, die legendäre Kultserie aus England halt, von der Leute auf der Leserbriefseite von Perry Rhodan wisperten. Gesehen haben die damals wohl nur irgendwelche Eingeweihten, vielleicht organisierte Fans, die sich irgendwie Tapes besorgen konnten, oder was weiß ich (wir hatten ja nischt, drei Fernsehprogramme und Sendeschluß um Einse). Als dann in den späten 80ern RTL II, glaube ich, einige Folgen ausstrahlte, habe ich natürlich die Nase reingesteckt und war sofort begeistert. Die Effekte waren schon immer grauenhaft, da die BBC als öffentlich-rechtlicher Sender nie über exorbitante finanzielle Mittel verfügte. Wenn man mal alte Folgen aus den 60ern/70ern anschaut, hat’s da Stop-Motion-Dinosaurier aus Knete, Leute in Biene-Maja-Faschingskostümen, die außerirdische Insektenmenschen darstellen sollen, na und so weiter, unerträglich 😉
Der WTF-Faktor beschreibt es recht gut – letztlich waren es die Verschrobenheit und die trotz optischer Unzulänglichkeiten oft extrem unheimliche Atmosphäre, die mich fasziniert haben. Es ist einerseits very british, wie auch The Avengers/Mit Schirm, Charme und Melone oder The Prisoner/Nummer 5, und das gefällt mir einfach; und irgendwie haben sie’s immer schon geschafft, trotz der Effekte wirklich spannende, zugleich verrückte Geschichten zu erzählen. Das muß erstmal einer nachmachen 🙂
River Song wird dann wohl noch für einige Überraschungen gut sein. Eine starke Figur, im Grunde ein weiblicher Doktor – geheimnisvoll, kompetent, und auch mit einem Schuß Harlekinblut 🙂
Übrigens kann ich Sherlock auch nur wärmstens empfehlen. Die reguläre Serie wurde mir zuletzt zwar zu irre, was irgendwelche seelischen Abgründe sämtlicher Charaktere angeht, aber was soll’s. Irgendwie scheint Moffat immer mal wieder übers Ziel hinauszuschießen.
Man hatte es damals oft wunderbar verstanden mit den beschränkten technischen Mitteln hervorragende Geschichten zu erzählen (Und nicht nur die Engländer 😉 ). Heute ist es ja oft leider andersrum (aktuell z.B. Batman v Superman so wie es scheint). Ich habe irgendwann viel später mal diese Raumpatrouille Orion gesehen. Die Badezimmerarmaturen im Cockpit sind zum totlachen aber die Geschichten fand ich nett und spannend erzählt, da war das garnicht so schlimm. Auch auf dem Computer damals, was man beim C64 alles aus 64KB (!) rausgeholt hat, unglaublich. Heute ist jeder Maustreiber größer….
http://www.isnichwahr.de/i192783-super-mario-bros-image.html
Budget und Technik ist nicht alles, die Geschichten sind wichtig.
Ach ja, dieses Prisoner / Nummer 5 interessierte mich auch mal. Aber aus dem Grund weil das im Lied „The Prisoner“ von Iron Maiden thematisiert wurde bzw im Intro ein Ausschnitt daraus gespielt wird. 😉
Aargh! Nummer 6!!! Es muß natürlich Nummer 6 heißen … Und ich dachte noch, guck das lieber nochmal nach, aber dann dachte ich, nee 5 stimmt schon XD
Ich verwechsel das immer wg. diesem Mistfilm mit dem Roboter da, „Nummer 5 lebt“ oder wie das hieß.
Ehrlicherweise lasse ich den Fehler jetzt mal so im Artikel stehen … ^^‘
Eine klasse Serie, nur das Ende makes no sense. Obwohl man sich was zusammenreimen kann, so wie auch zum frustrierenden Ende des ansonsten recht spannenden Remakes.
Der Eingangsdialog zum Song paßt irgendwie auch zum Thema Gesundheitsarmbänder
Jaa, C64 hatte ich ja – das war schon irre, was sie bis zuletzt aus dem Ding rausgewrungen haben 🙂
Um ehrlich zu sein: Raumpatrouille fand ich als Kind klasse, und die Kulissen haben mich auch nicht gestört. Heute sind mir gerade die Stories ein bißchen zu sehr nach dem Muster „Der draufgängerische Weltraumprol und sein lustiger Haufen wissen es immer besser als die Deppen vom Generalstab/Der Weltraumpsychologe/Die Tante von der Weltraum-Stasi/überhaupt jeder“ gestrickt; insbesondere, weil ich manchmal den Eindruck habe, ewig lange Dialoge/Auseinandersetzungen zu diesem Thema sollen die Folgen auf die damals übliche Stundenlänge strecken, ohne daß man Geld für Spezialeffekt-Szenen ausgeben muß 😉
Anyway, das Produktionsdesign finde ich eigentlich nach wie vor genial, sowohl die Orion als solche wie auch das „organische“ Design der Brücke usw. Im Nachhinein frage ich mich daher, wieso man damals Entscheidungen wie den Einbau des Bügeleisens oder diese Trinkbecher an der Decke eigentlich für nötig gehalten hat. Es hätte auch ohne diese Zugaben gut ausgesehen, und irgendwie kapiere ich nicht, weshalb man diese sicher auch damals schon unfreiwillig komischen Elemente überhaupt eingebaut, und nicht einfach weggelassen hat. Zumal man an anderen Stellen – etwa für diese Effekte im Bildschirm-Tisch der Orion, oder Verwendung eines damals ganz neuen Gußverfahrens für die Kunststoffelemente der Brücke – wirklich investiert hat.