:: Populistische Rhetorik

Der FPÖ-Kandidat zur österreichischen Bundespräsidentenwahl Hofer im Interview. Der Journalist stellt eine unangenehme Frage zu Aussagen, die sich in einer Festschrift der Burschenschaft des Kandidaten finden. Herr Hofer kontert mit einer Feststellung zum Aussehen des Interviewers. Statt auf die Frage überhaupt einzugehen, spricht er lachend davon, wie der Journalist aussehe. Deprimiert wirke er, nicht mehr so fröhlich wie vor Wochen noch. Die zwischen den Zeilen eingeschlagene Richtung: Daß der Journalist in diesen vergangenen Wochen (an ihm, dem Herrn Hofer vielleicht, oder seinem zunehmenden Erfolg?), verzweifelt und darob um Jahre gealtert sein müsse; es sich mithin um die irrelevante Verzweiflungsfrage eines, der des FPÖlers nicht mehr anders Herr werden könne, handele. Ja, das sind Mutmaßungen; doch eben mit diesen arbeitet Hofers Replik. Warum sollte es eine Rolle spielen, daß der Interviewer nicht mehr lustig ist (daß er so aussähe, allein Hofers Behauptung übrigens)? Warum wird auf die Frage nicht einmal zum Schein eingegangen, und was zum Teufel hat es mit ihr zu tun, wie der Fragesteller angeblich aussieht?

Eine andere Sendung, die Moderatorin konfrontiert Herrn Hofer mit dem Ergebnis einer Recherche. Der FPÖ-Mann will nämlich in Israel einen muslimischen Anschlag aus nächster Nähe miterlebt haben. Nur – die israelischen Sicherheitskräfte wissen auf Nachfrage nichts von Anschlägen im besagten Zeitraum. Hofer erklärt den Vorhalt zum Angriff auf seine Glaubwürdigkeit, den er sich nicht gefallen lassen werde, und zum Beispiel dafür, wie „objektiv“ der ORF sei. Ein ähnliches Vorgehen – weg vom Sachverhalt; Klage über fehlende Objektivität; gekränkte Unschuld und kämpferisches Gehabe.

Rhetorische Tricks – längst auch imitiert von AfD-Größen. Frauke Petry, mit Fragen zu einer früheren Äußerung belästigt, beginnt einen Vortrag darüber, was die Medien aufgreifen (in dem Fall den ihr unbehaglichen Punkt), und was nicht. Subtext: Mich so etwas zu fragen, ist böswillige Selektion von Themen. Das Gespräch wird von der konkreten Frage zur allgemeinen Unterstellung umgelenkt, unfair behandelt zu werden. Wie in Hofers Fall gerät der Sachverhalt, zu dem sie befragt wurde, völlig aus dem Blick.

Einen Einblick in die rhetorischen Tricks von Populisten, darin die obigen Beispiele, bietet ein Beitrag des Medienmagazins ZAPP vom 25.05.2016. Eigentlich sind die beschriebenen Maschen leicht durchschaubar; aber es scheint genügend Menschen zu geben, die sie nicht durchschauen wollen.

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