:: Erfolgsmodell Persönlichkeitsstörung

Nun also auch hier doch noch einmal Trump; hilft ja nix. Allerdings nicht, um sich unter die Chronisten der Katastrophenmeldungen zu reihen – nicht, daß die ersten Amtstaten des neuen US-Präsidenten nicht katastrophal genug wären, doch es hieße, lediglich zu wiederholen, was derzeit aus allen Medienkanälen über uns hereinbricht, und von beinahe jeder anderen Thematik ablenkt –, sondern weil ein spezifischer Aspekt der Debatten über Trump verdient, in größeren Bezug gesetzt zu werden.

Es geht um eine Frage, die derzeit viele Trump-Gegner in den USA umtreibt, und teils wie eine verzweifelte Hoffnung auf Amtsenthebung, teils ängstlich, teils mit Häme diskutiert wird; eine Frage, die längst auch deutsche Diskussionen erreicht hat. Drücken wir es „volkstümlich“ aus:

Ist Donald Trump verrückt?

Weisen seine persönlichen Angriffe, das Nachäffen eines körperlich beeinträchtigten Journalisten, die verbalen Ausfälle gegen Frauen, seine manische Twitter-Besessenheit (der er sich offenbar lieber widmet, als Entscheidungen sorgfältig zu überlegen), seine Meinungswechsel (Zweistaatenlösung in Palästina hüh, dann hott), seine unbeendeten Sätze und vieles mehr, auf eine Persönlichkeitsstörung hin? Lügt Trump, wenn er behauptet, bei seiner Amtseinführung wären Menschenmassen anwesend gewesen, wenn er „alternative Fakten“ präsentiert, oder leidet der Präsident an Realitätsverlust?

Grundsätzlich lassen sich drei Strömungen unterscheiden. Die einen halten Trump schlichtweg für durchgeknallt. Unterschiede gibt es hier lediglich in der Frage nach Grad und Natur der Störung: Der bezwingend witzige Keith Olbermann vom GQ-Magazin nennt in seiner YouTube-Serie The Resistance durchaus beunruhigende Symptome, um sich auf eine explizite Diagnose festzulegen: „He’s mad.“.Andere Vertreter dieser These vermuten beim 69-jährigen Trump frühe Anzeichen von Alzheimer bzw. Demenz; und in der Sendung Hart aber fair zählt der Psychiater Borwin Bandelow Indizien für eine narzißtische Persönlichkeitsstörung auf (von ca. Min. 39:22 – 48:48), wenn er auch mit einer Ferndiagnose vorsichtig bleiben will.

Die Gegenposition besteht in der Auffassung, daß Trumps Verhalten nichts mit „Aussetzern“ oder mangelnder Impulskontrolle zu tun hätte. Es handele sich um Verhandlungsmethoden, die er bereits als Geschäftsmann verwendet habe; die Unsicherheit, was er tun werde, die Einschüchterung und Verächtlichmachung anderer, all das wären Verhaltensweisen, die den businessman Trump kennzeichnen, und die er nun ins politische Leben übertrage. Die Kognitionspsychologin Elisabeth Wehling wiederum betrachtet alles,was Trump tut oder sagt, als sorgfältig geplant, choreographiert; bei seinem scheinbar unzurechnungsfähigen Verhalten handele es sich um eine als framing bezeichnete Methode der psychologischen bzw. sprachlichen Manipulation, bei der an tiefsitzende Ressentiments (gegen Latinos, Afrikaner, Frauen, Homosexuelle etc.) der Zielgruppe appelliert werde – eben an deren Gedankenwelt, ihren „frame“.

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5 Kommentare zu „:: Erfolgsmodell Persönlichkeitsstörung“

  1. Sehr gute Analyse. Womöglich setzt bei den Bürgern ja auch schon ein Umdenken ein. Immerhin formierte sich sofort Widerstand in den USA. Ob dieser in der Betrachtung, Analyse und Schlußfolgerung auch so weit geht, wie dieser Artikel, bleibt abzuwarten.

    Zitat: „Das Gegeneinander aus Prinzip muß aufgegeben werden, einem Miteinander weichen; der Aufstieg derer, die vornehmlich zum Schaden ihrer Mitmenschen handeln, unerwünscht werden.“

    Falls die Menschheit diesen Schritt nicht geht, wird die Evolution schon dafür sorgen, dass es dieser Spezies nicht mehr sehr lange gut gehen wird.

    1. Thx. 🙂
      Yup, seh ich genauso … Einiges, z.B. diese Frauenmärsche, gibt mir ja Hoffnung. Im Grunde sehe ich im Augenblick zwei Tendenzen, die die Bevölkerungen weltweit spalten; welche sich durchsetzt, ist schwer zu sagen. In den Top-Positionen sitzen ja die Dinosaurier – Leute von gestern mit den Antworten von vorgestern auf die Probleme von morgen.

  2. „Man müßte der Trump-Administration beinahe dankbar sein, daß sie solche Leute nun vor die Kameras zerrt. Die persönlichen Defizite und Defekte derer, die als konservativ-neoliberale Elite unsere Geschicke vielleicht nicht lenken, aber maßgeblich mitbestimmen, lassen sich nun nicht mehr verhehlen.“

    Oder anders formuliert: Niemand ist unnütz, man kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen. 😉

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