:: Corona-Dummonstranten

Seit einiger Zeit beliebt: Demonstrationen gegen die Corona-Beschränkungen. Das geht nicht immer gewaltfrei ab; bereits am 1. Mai wurden Mitarbeiter der ZDF-“heute-show“ zusammengeschlagen, und kürzlich ein Kamerateam der ARD.

Zu diesen Demos ist schon einiges gesagt worden; Herr Sathom meint, in der Berichterstattung würde ein Aspekt übersehen, und das anfangs auch von ihm selbst. Denn nicht nur in diesem quer-Bericht, sondern auch in anderen Beiträgen fällt etwas an den Demonstranten auf; und zwar nicht etwa, daß sie Spinner sind (das auch). Es erinnert Herrn Sathom an einen Verdacht, den er kürzlich in Bezug auf eine ganz andere Form von Demonstration hegte: Daß nämlich die Möchtegern-Gutmenschen, die abends auf den Balkonen stehen und klatschen, eher sich selbst feiern – daß es Privilegierte sind, die sich als solidarisch inszenieren, ohne es sonst je wirklich zu sein.

Was das mit den Corona-Demonstranten zu tun hat? Nun, schauen wir sie uns einmal genauer an.

Lassen wir dabei zunächst beiseite, welch tolldreisten Verschwörungstheorien sie anhängen (Bill Gates hat im Schnäppchenmarkt die WHO erstanden, und will uns alle per Impfnadel mit Tracking-Chips infizieren); ebenso den Umstand, daß zur letzten Demo – bei der das ARD-Team attackiert wurde – einer der derzeit dubiosesten Internet-Aluhüte aufgerufen hat. Befassen wir uns mit der Frage: Wer sind diese Leute?

Und damit meint Herr Sathom nicht, wo sie politisch stehen, oder ob sie allesamt Verschwörungstheoretiker reinsten Wassers sind. Sondern wie sie aussehen.

Hä? Doch, doch. Nicht nur am quer-Beitrag fällt nämlich auf, daß alle Interviewten – so sehr sie sich sonst unterscheiden mögen – eines gemeinsam haben. Ob ältere Leute, Rentner womöglich oder Pensionäre, ob durch ihre Kleidung deutlich als Angehörige der Öko-Szene erkennbare Deppen Freiheitskämpfer*innen; ob jüngere, gut gekleidete Hipster-Typen mit schick gestutzen Bärtchen, modischen Sonnenbrillen und szenigem Erscheinungsbild; diese scheinbar so verschiedenen Demonstranten eint, daß sie alle sichtbar wohlhabend, wenigstens mit gutem Einkommen versehen sind. Ihr Äußeres bezeugt, daß sie Menschengruppen angehören, die üblicherweise materiell gut ausgestattet sind, sich also modische Klamotten, oder elitäre Lebensstile leisten können (Öko-Food’s not cheap, folks; und aufwendige Bartpflege zeugt immerhin von Lifestyle, wenn nicht von Geld, das man im Barber Shop lassen kann, dem neuen Treffpunkt für maskuline Machosieger).

Eines sind all diese Leute eindeutig nicht: Angehörige der vielgeschmähten „bildungsfernen Schichten“, oder Unterprivilegierte; oder Sendboten von den„Rändern der Gesellschaft“. Spinnerte Hartzer oder Prekarianer, die das gutbürgerliche Vorurteil so gern auf solchen Demos vermutet, sieht man kaum. Hier gehen Privilegierte auf die Straße, und fordern ihre Rechte.

Nun ist die Demonstrationsfreiheit nur zeitweilig eingeschränkt, das geht also vorbei, Leute; und man kann sich auch fragen, wogegen die gezeigten Wohlstandsbürger denn in den vergangenen Wochen demonstriert haben hätten wollen, wäre es denn möglich gewesen, oder ob sie überhaupt schon mal auf einer Demo waren (außer gegen Impfungen vielleicht). Keineswegs wirken sie wie Leute, die die Bequemlichkeit ihrer Ohrensessel alle Tage aufgeben, um sich für oder gegen irgend etwas zu engagieren – schon gar nicht für die Belange anderer, fürs Klima, oder sozial Ausgegrenzte. (Und um einem vorhersehbaren Einwand zu begegnen: Nein, auch Ökos demonstrieren nicht dauernd fürs Weltklima. Sie überlassen diesen anstrengenden Teil lieber ihren Kindern. Meist sind sie eifrig damit beschäftigt, ihren nur scheinbar ökologischen Lebensstil zu inszenieren.)

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3 Kommentare zu „:: Corona-Dummonstranten“

  1. Interessante Beobachtung. Also quasi zumeist Leute mit genug Zeit sich so einen Blödsinn Mit Bill Gates etc. überhaupt auszudenken.
    Ich werde den Beitrag mal bei mir im „Corona-Tagebuch“ verlinken.

  2. Danke, das freut mich 🙂
    Hm, an den Zeitfaktor habe ich dabei nicht einmal gedacht. Aber stimmt; man muß eigentlich eine Menge Zeit haben, solchen Unfug zu erfinden (oder sich als Anhänger durch den Wust an Verschwörungsnarrativen zu wühlen).

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