:: Sexueller Mißbrauch an Schulen

Das Thema verbietet aufgrund des Entsetzlichen, das sich für die betroffenen Schüler bzw. Ex-Schüler damit verbindet, jegliche Häme – ansonsten hätte Herr Sathom vielleicht zu einem Titel wie „Was richtige Jungs zu richtigen Männern macht“ oder „Lebensschule für richtige Jungs“ gegriffen, um seine folgenden Erwägungen zu den derzeit immerzahlreicher bekannt werdenden Mißbrauchsfällen an Schulen einzuleiten.

Herr Sathom möchte hier nämlich einmal einen Aspekt der ganzen, schrecklichen Angelegenheit beleuchten, der bisher noch niemandem aufgefallen zu sein scheint – tatsächlich bemerkte Herr Sathom selbst diesen Punkt erst, als er las, daß nunmehr auch zahlreiche Mißbrauchsfälle an der reformpädagogischen Odenwaldschule ruchbar wurden (siehe etwa hier, hier oder – am Ausführlichsten – hier). Bisher schien’s simpel: die Katholen sind’s, der Zölibat ist schuld; und gewiß spielt das auch eine Rolle. Aber nun das: hier haben wir eine der Reformpädagogik geweihte Schule, woselbst Lehrer Schüler nicht nur sexuell mißbraucht, sondern zu regelrechten „Wochendenddiensten“ gezwungen und darüber hinaus privaten Gästen „zur Verfügung“ gestellt haben; dito sollen Lehrer dieser Schule den gemeinschaftlichen Mißbrauch eines Mädchens nicht verhindert haben.

Nun hat sich Herr Sathom hiesigenorts bereits vor einiger Zeit mit einer lustigen und unter Konservativen gern gehörten Theorie an gekränktem Machismo leidender Schwätzer auseinandergesetzt, der zufolge die Überzahl weiblichen Lehrpersonals an unseren Schulen dafür verantwortlich sei, daß hierzulande aus Jungs keine richtigen Männer mehr würden, und Schulversager noch dazu. Die bittere Not der armen Jungen, welche von matriarchaler Übermacht verkrümmt und verbogen, und so daran gehindert werden, gemäß ihrer angeborenen Mannhaftigkeit aufzuwachsen, wird von jenen Faselhanseln tränenreich beklagt. Herr Sathom stritt vehement wider diese These; nun aber findet er, daß die aktuellen Ereignisse ein weiteres, ganz anderes Schlaglicht nicht nur auf sie werfen, sondern auch auf die angeblichen Vorzüge, die es ihr zufolge hätte, würden Jungen ganz oder fast ausschließlich von männlichen Lehrkörpern (man verzeihe Herrn Sathom – den, Häme hin oder her, konnte er sich doch nicht ganz verkneifen) herangezogen.

Was diese Theorie mit den Mißbrauchsfällen zu tun hat? Nun, Klick machte es bei Herrn Sathom wie gesagt, als er von der Odenwaldschule las, die ja nun keineswegs ein Hort zölibatärer Pfaffen ist. Da fiel Herrn Sathom ein, daß auch er selbst auf einer katholischen Privatschule seine Kindheit und Jugend verbummelte, aber nie irgendwelchen Mißbrauch erfuhr, noch von seinen Schulzeitgenossen je derartiges vernahm. Reines Glück? Darüber grübelnd ward ihm klar: das Lehrpersonal an seiner katholischen Grundschule bestand ausschließlich aus Frauen, und auch am Gymnasium stellten Lehrerinnen immerhin das Gros des Kollegiums.

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