Wir gehen in die Zielgerade: Nachdem die ersten zwei Bände der Serie A House Divided von Haiko Hörnig und Marius Pawlitza hier, und der dritte Band hier besprochen wurden, kommen wir zum abschließenden Band 4: The Lost Daughter.
Wieder gilt: Da es wegen des deutschen Urheberrechts schwierig ist, Bildzitate zu zeigen (aussagekräftige jedenfalls), hier noch einmal die offiziellen Leseproben zu Band 1, Band 2, Band 3 und Band 4. Und erneut die Warnung: Die Proben zeigen jeweils den Beginn jedes Bandes; das erzeugt natürlich Spoiler, wenn man die vorherigen Bände nicht kennt. Besonders die Probe von Band 4 kann dazu führen, daß man – ungefähr – weiß, womit Band 3 endet (minus einer weiteren Entwicklung ganz zum Schluß).
Wie auch immer – die Bewertung war bisher positiv, für den dritten Band mit der leichten Einschränkung, daß Charaktermomente zu kurz kommen; bisher jedenfalls hatte ich A House Divided mit großer Freude gelesen. Wird der Abschluß der Saga dem gerecht?
Das Ende ist das Ende ist das Ende
Leider muß Herr Sathom sagen, daß er von diesem Band – zumindest von dessen zweiter Hälfte und dem Schluß – doch ein wenig enttäuscht ist. Das kann teilweise auch an ihm liegen. Denn er – also ich – hat in seinem Leben schon Tonnen von Fantasy, Science-Fiction und anderer Genreliteratur gelesen und auch zahllose Filme aus diesen Bereichen konsumiert; und ihm fällt immer häufiger auf, daß er finale, „überraschende“ Wendungen, sogar ganze Handlungsverläufe, fast immer voraussehen kann. Nicht, weil ich so schlau wäre; sondern weil ich so viele Erzählungen kenne, und mit den handwerksüblichen Erzähltechniken so vertraut bin, daß mein Gehirn fast automatisch (beinahe) jeden Schluß errät. Im vorliegenden Fall war mir die wahre Identität der „Verräterin“ – quasi der vermeintlichen Oberschurkin – bereits in Band 2 klar, und nach der Lektüre von Band 3 hatte ich eine ziemlich klare Vorstellung davon, wer der „Mystery Character“ ist, der sich bis dahin für eine andere Person ausgegeben hatte. Ich freue mich ja immer, wenn man mich mit etwas Originellem überrascht, hoffe sogar jedes Mal, daß ich mich irre, doch diesmal war es nicht so – die, vielleicht überraschend gemeinten, Enthüllungen am Ende der Story überraschten keineswegs. Wie gesagt – leider ist das ein Problem, das offenbar von zu langer Fanlaufbahn herrührt und nicht zwingend einen Mangel der vorliegenden Geschichte darstellt, aber … Manchmal langweile ich mich dieser Tage halt. Andererseits richtet sich A House Divided ja an jüngere Leserïnnen mit weniger verstopften Köpfen, weshalb dieser Kritikpunkt vernachlässigbar ist.
Daß ich Enden à la „Alle sehen ihre Fehler ein und versöhnen sich“ etwas klischeehaft finde, ist ein rein subjektiver Einwand; wieder gilt: Die Bücher richten sich an Kinder und Jugendliche, und da paßt das wieder.
Einige Mäkeleien
Aber kommen wir zu den echten Kritikpunkten.
Eine kleine Bemerkung vorab: da ich Spoiler vermeiden will, bleiben einige hier geäußerte Kritikpunkte vielleicht schwer nachvollziehbar; ich hoffe, die richtige Balance gefunden zu haben und weder zuviel zu verraten, noch zuviel unklar zu lassen. Falls etwas unklar bleibt: Mea Culpa.
Also: Die Action ist in der ersten Hälfte des vierten Bandes weiterhin furios und serviert einige Höhepunkte, sowohl spannungstechnisch als auch visuell; alle bisher etablierten Figuren haben beim Kampf zwischen den Belagerten und den Steinmonstren etwas zu tun, so daß das gesamte Figurenensemble zu seinem Recht kommt. Leider führt das auch zum wiederholten Einsatz einer Technik, die man als squeecore bezeichnet – Spannungsmomente, die fast sofort entschärft werden, von Charakteren, die noch in höchster Not einen kessen Spruch auf der Lippe haben. Das scheint seit einigen Jahren in Mode zu sein, ersetzt vielleicht das früher auch oft überstrapazierte Mittel des comic relief, kommt hier aber etwas zu oft vor. Die Figuren wirken dann manchmal weniger wie fühlende, denkende Charaktere denn wie Sprechpuppen für coole One-Liner. Dennoch ist dieser Teil, der etwa die Hälfte des ersten Bandes einnimmt, nicht „schlecht“; er ist ausgesprochen spannend, witzig und gruselig.