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:: quer I: Kürzer treten, Menschenrechte!

Die Sendung quer des BR am 03.11.2011: Christoph Süß‘ Interviewpartner Eberhard Sandschneider von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik erläutert, weshalb man die aktuelle europäische Krise mit größerer Gelassenheit betrachten sollte (Podcast der Sendung hier, Interview Min. 03:16 – 08:37) – ein sympathischer Standpunkt angesichts der allenthalben herrschenden Panik- und Katastrophenstimmung, der auch dazu auffordert, die eigene Rolle in der Welt weniger wichtig zu nehmen, anstatt den Verlust der Führungsrolle, das Scheitern Europas und damit eine Art postkolonialen Weltuntergangs zu fürchten.

Darauf, daß Europa nach wie vor ein Erfolgsmodell sei, das – wie auch die gemeinsame Währung – nicht daran scheitern werde, was nun mit Griechenland geschehe, verweist Herr Sandschneider mit Recht; es ist angenehm, daß hier einmal verbucht wird, was auf der Habenseite zu verzeichnen ist, wie auch, daß gelassen konstatiert wird, daß auch demokratisch gewählte Regierungen Fehler machen und daß dies normal sei, also nicht, wie es aus manchen Ecken tönt, ein Scheitern der Demokratie.

Europa solle beiseite treten, um den „Aufsteigerstaaten“ mehr Platz einzuräumen, etwa China mehr Mitspracherechte im IWF – auch hier kann Herr Sathom noch mitgehen, zumal Herr Sandschneider dies als Möglichkeit ansieht, diese Staaten zu kooperativerem Verhalten zu animieren. Allerdings: wenn auch Herr Sathom mal zu Herrn Sandschneiders Gunsten annimmt, daß es diesem Ernst ist mit seinem Lob der Demokratie, muß er die Aussage, eine stärkere Einbindung undemokratischer Staaten in den IWF eröffne Möglichkeiten, diese günstig zu beeinflussen, für naiv oder scheinheilig halten. In einer sich dem unbedingten Primat des Ökonomischen (und somit den Machtinteressen der stärksten Ökonomien) unterwerfenden Welt scheint dies so wahrscheinlich wie die Annahme, wir Europäer entdeckten plötzlich ein ernsthaftes und ehrliches Interesse am wirtschaftlichen Erstarken Afrikas – weswegen die Inaussichtstellung „kooperativeren“ Verhaltens eher wie das altbekannte Zuckerl wirkt, mit dem wirtschaftliche Kooperationen mit Diktaturen seit eh und je versüßt werden: so könne man auch bezüglich der Menschenrechte auf sie einwirken, wird dem Wahlvolk pausbäckig versichert, ja klar, hat ja auch bisher immer viel geholfen.

Darüber hinaus allerdings ist das Interview in einer Hinsicht prekär. Und zwar in der, daß Prof. Sandschneider auch dazu auffordert, hinsichtlich der Wertefrage, also des Anmahnens zur Umsetzung von Menschen- und Freiheitsrechten, gegenüber diesen Sdtaaten kürzer zu treten. Das Argument klingt einsichtig: nicht „besserwisserisch“ solle man auftreten angesichts der eigenen „doppelten Standards“, zumal man oft genug selbst mit den Fingern im Honigtopf erwischt werde, etwa, wen man gegen den einen Diktator vorgeht, mit dem anderen hingegen dealt.

Als Selbstkritik daran, wie ernst die Europäer ihre eigenen Wertestandards nehmen, ist dies mehr als berechtigt; die Aufforderung, diese Werte deswegen nicht mehr einzufordern, ist – im Gegensatz zu der, endlich auch selbst Ernst mit ihnen zu machen und weniger heuchlerisch zu agieren – jedoch ambivalent und kann letztlich als Appell verstanden werden, es sich mit Menschrechtsverstößen und Unterdückung anderswo doch endgültig schön gemütlich zu machen, nachdem sie einen beim bisherigen Kungeln mit nicht ganz astreinen Handelspartnern ja ohnehin schon nicht störten.

Diese Art von Rede über bestimmte Wertestandards ist jedoch auch in anderer Beziehung fatal, obwohl man Prof. Sandschneider vielleicht keine diesbezügliche Absicht unterstellen kann. Fatal deshalb, weil sie Implikationen aufweist, die – je nach Interessenlage – auch in eine andere Richtung weitergedacht werden können und gelegentlich auch werden.

Denn nicht nur kommt es immer wieder vor, daß Vertreter eines möglichst ungehemmten Wirtschaftsliberalismus einmal mehr zynisch äußern, gegen Sklaverei oder Kinderarbeit sei doch nichts einzuwenden, wenn es den Betroffenen helfe, irgendwie grad mal so am Leben zu bleiben. Noch bedenklicher wird es, wenn daraus Schlußfolgerungen für die eigene Gesellschaft gezogen werden, wie es durchaus vorkommt (noch einmal: Herr Sandschneider ist dem Herrn Sathom diesbezüglich aktuell halbwegs unverdächtig und äußert auch nichts dergleichen, doch andere nutzen den Verweis auf Verhältnisse von Unfreiheit und Ausbeutung anderswo ja recht gern für die Forderung, auch bei uns müßten „die kleinen Leute“ eben zurückzustecken, sich den schlechteren Lebensbedingungen anderenorts annähern, damit man wirtschaftlich mithalten könne, verweisen in Talkshows darauf, wie lustig die Armen in Brasilien angeblich den ganzen Tag lang sind, oder stellen gar tatsächlich demokratische Rechte und den bürgerlichen Staat bzw. das Primat der Politik generell in Frage – weil sie dem privaten Profit im Weg stehen).

Solche Rede, die man gerade aus wirtschaftsliberalen Kreisen durchaus nicht selten hört – nicht nur, um Geschäfte mit politischen Systemen jeder Couleur, oder ausbeuterische soziale Verhältnisse in Staaten, mit denen man Geschäftsverbindungen pflegt, zu rechtfertigen, sondern auch, um Einschränkungen von Arbeitnehmerrechten oder scharfe soziale und ökonomische Einschnitte zu fordern – klingt nach demütiger Einsicht in die eigenen Mängel, ist jedoch so heimtückisch wie subversiv.

Denn ihr Anliegen ist ja keineswegs, mit den vom Westen proklamierten Werten endlich Ernst zu machen; vielmehr öffnet sie – ob vom Redner beabsichtigt oder nicht – durch ihren Appell, beim Vertreten freiheitlicher Werte kleinlaut zu werden, die diskursive Hintertür für den Versuch, Werte wie Freiheit und Demokratie – oder auf diesen fußende soziale Errungenschaften wie Arbeitnehmerrechte – auch in der eigenen Gesellschaft zur Disposition zu stellen. Ein Werterelativismus, der etwa Sklavenarbeit auf afrikanischen Kakaoplantagen oder menschenunwürdige Arbeitsverhältnisse in Schwellenländern als mögliche, akzeptable, ja gleichwertige Alternative zu den Verhältnissen in westlichen Demokratien gelten läßt, sie womöglich als von den Lebensbedingungen diktierte Notwendigkeiten darstellt, deren Veränderung zu fordern hochmütig sei, öffnet den Weg für die Frage, ob die Umsetzung solcher Werte nicht auch vor der eigenen Tür aufgegeben werden kann, wenn es aus Gründen, welche die wirtschaftsliberale Propaganda jeweils vermeldet, opportun erscheint. Wenn eine Diktatur wie die chinesische, in der es an politischer Freiheit ebenso mangelt wie an menschenwürdigen Arbeitsverhältnissen oder Mitbestimmung der Arbeitnehmer, wirtschaftlich erfolgreich ist (wenigstens so lange, bis die von der dortigen Wachstumsblase verursachten ökologischen Verheerungen und sozialen Probleme diese unweigerlich zum Platzen bringen), und ökonomische Interessen das Primat vor ideellen oder politischen haben, warum nicht derartige Verhältnisse auch in Europa einführen?

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:: Das Papandreou-Manöver

Leute, was sagt Ihr zu diesem Papandreou? Ist er nicht der Schärfste? Ein Eulenspiegel, der Mann.

Forderte er doch – die sich eben noch gegenseitig auf die Schultern klopfenden Griechenland-Retter begannen, flatternd umherzurennen wie kopflose Hühner – tatsächlich sein eigenes Volk auf, selbst über seine Zukunft zu entscheiden, darüber zumal, ob unter das von anderen ihm auferlegte Joch es sich zu fügen gedenke. Der unisono geäußerte Tenor der Reaktionen: Demokratie?! Wo kämen wir hin! In diesem Aufschrei einig waren sich Politik und Wirtschaft, und was die Medien angeht: selbst Klaus Kleber standen, als er im „heute-journal“ die Meldung behandelte, beinahe die Schweißperlen auf der Stirn.

Inzwischen wurden dem Premierminister wie zu erwarten die Ohren langgezogen, und mittlerweile ist er auch zurückgerudert: noch vor der Abstimmung über die Vertrauensfrage im griechischen Parlament hat er von der Idee eines Volksentscheids Abstand genommen.

Was Papandreou in der gegenwärtigen Lage zu seinem Vorstoß wie auch seinem Rückzieher bewogen haben mag, wissen nur er und – vielleicht – der Geist von Sigmund Freud.

Was die Reaktionen über den desaströsen Zustand des Demokratieverständnisses in der westlichen Zivilisation aussagen, darüber, in welchem Ausmaß Freiheit und Bürgerrechte gegenüber ökonomischen Interessen mittlerweile abgewertet wurden und als zweitrangig, wenn überhaupt von Bedeutung, gelten, dazu fand sich im Sturm der allgemeinen Panik in überraschend kluger und besonnener Weise ein Kommentar Frank Schirrmachers in der FAZ. Papandreou tue das Richtige, hieß es dort – zwei Tage, bevor er von diesem Richtigen wieder zurücktrat.

Die Situationsbeschreibung des Kommentars trifft dennoch zu, ist vielleicht sogar noch zu milde – [Weiterlesen]

:: 15th October

Wer wissen möchte, was am morgigen, durch „Occupy Wall Street“ angestoßenen globalen Aktionstag in seiner Nähe vorgeht und sich beteiligen will, findet Infos dazu u.a. bei Attac:

Allgemein / europaweit: http://www.attac.de/aktuell/eurokrise/aktionstag-1510/

Deutschland: http://www.attac.de/aktuell/eurokrise/aktionstag-1510/dezentrale-aktionen/

Krisenanhörung von Attac in Berlin: http://www.attac.de/aktuell/eurokrise/europaweiter-aktionstag/krisenanhoerung/

Livestream der Krisenanhörung: http://www.attac.de/krisenanhoerung-live

Geplante Veranstaltungsdauer der Krisenanhörung ist 10:00 (Beginn des ersten Hearings) – 16:45 Uhr; der Livestream beginnt laut Attac-Website am 15.10.2011 um 09:00 Uhr.

:: Occupy Wall Street II

So schnell kann es gehen: gestern noch sinniert Herr Sathom über die in der Glotze geringfügig bis gar nicht stattfindende Berichterstattung zur „Occupy Wall Street“-Bewegung, heute schon finden sich im Sat1-Text und im ZDF-Text (zum Zeitpunkt, da dies geschrieben wird, allerdings noch nicht bei der ARD) Berichte über die Proteste.

Anlaß scheint kurioserweise, daß zuletzt eine Demonstration in der New Yorker Upper East Side, also einem „Reichenviertel“, Wohnsitz vieler Milliardäre gar, stattfand. Offenbar läßt der Ort des Geschehens dieses plötzlich einer Meldung wert erscheinen.

Bei Sat1 spendiert man sogar eine sechsseitige Hintergrundinfo zum Thema; Darstellung und Bewertung der Ereignisse ähneln dort allerdings noch dem, was anfänglich auch für die US-Medien kennzeichnend war und sich, soweit Herr Sathom es überblicken kann, auch in eher konservativen Medien hierzulande noch hält: die Demonstranten, die ja aus verschiedensten gesellschaftlichen Schichten stammen und diverse Anliegen vertreten, eine ein „diffuses Unbehagen“, für das sie die Banken verantwortlich machten.

Die Zielrichtung solcher Formulierungen ist klar: der Protest soll als irrational, und infolge dessen auch an die falsche Adresse gerichtet dargestellt werden – die Teilnehmer, so der Subtext, wissen wohl nicht genau, was ihre Lage verursacht, beschweren sich larmoyant über eigene Wehwehchen, geringfügige womöglich („Unbehagen“), weil sie persönlich zu kurz kommen, und machen mangels Durchblick eine Instanz dafür verantwortlich („die Banken“), die gar nichts dafür kann.

Ob eine solche Darstellung beabsichtigt ist, oder ob sich die Verfasser derartiger Texte nur in mangelndem Begriffsverständnis verheddern (etwa weil sie nicht wissen, was „diffus“ bedeutet), sei dahingestellt; fest steht, daß die Anliegen der „Occupy Wall Street“-Bewegung vielfältig, aber im Einzelnen klar formuliert sind (also eben durchaus nicht „diffus“), und in eine ebenso klare Ursachenkritik gegenüber dem politischen und wirtschaftlichen System (und nicht nur an „den Banken“) münden, die durchaus begründet ist und auch von analytischen Denkern (wie etwa dem Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz) getragen wird. Es ist allerdings Usus, Proteste als emotionales Bauchgrimmen abzuwerten und ihnen damit die Berechtigung abzusprechen.

Andererseits bietet der Sat1-Text (Seite 128) auf der letzten Seite seines Hintergrundberichts immerhin einen Überblick über in Deutschland geplante Aktionen sowie diesbezügliche Internetadressen (www.15october.net und www.attac.de) an; Herr Sathom ist gespannt, wie sich Situation und die Berichterstattung weiter entwickeln.

:: Occupy Wall Street

Was war das noch kürzlich für ein Medienalarm, als in London die riots wüteten; hei, da brannten die Häuser und all sowas, das machte sich natürlich gut im Fernsehen – da ließen sich mit dem Grusel des Mittelschichtlers wie dem des Mittelständlers vorm tobenden Mob fein bunte Bilder verkaufen und nebenbei der plündernde Anarcho als Schreckgespenst an die Wand pinseln, den man immer noch mehr fürchten müsse als den Finanzspekulanten an der Börse.

Zwar durchaus einige Aufmerksamkeit in Printmedien und deren Online-Ausgaben erfährt hingegen derzeit hierzulande die von den USA ausgehende „Occupy Wall Street“-Bewegung; der Fernsehberichterstattung durfte sie sich jedoch nur kurz um den dritten Oktober herum erfreuen, zumeist in irgendwelchen Magazinsendungen (letzte Woche noch einmal nachträglich bei quer), und auch dies nur anläßlich polizeilicher Übergriffe auf Demonstranten (also: Actionkino).

Seitdem ist es wieder verdächtig ruhig in der täglichen Berichterstattung wie auch im Videotext, der doch sonst jeden Fliegenschiß meldet, so wie die Ereignisse, obwohl sie bereits Mitte September in New York ihren Anfang nahmen, bis zu besagtem Polizeieinsatz geflissentlich ignoriert wurden. Und dies, obwohl die Proteste gegen eine allein von Wirtschafts- und Bankeninteressen diktierte Politik und das Auseinanderklaffen der Armutsschere zugunsten einiger weniger Profiteure bereits Mitte September in New York ihren Anfang nahmen, und obwohl sich die Bewegung mittlerweile nicht nur über die USA ausgebreitet hat, sondern auch in Europa erste Ableger bildet, etwa in Deutschland und Österreich.

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:: Kurze Anmerkung zur medialen Rhetorik in der „Euro-Krise“

Wer die Berichterstattung der Medien bezüglich der jüngsten Ramschbewertungen für Italien und Irland für rein sachlich hält, der frage sich, wieso da eigentlich dauernd von einer „Ansteckungsgefahr“ gefaselt wird, so als könne sich nach und nach ein Eurostaat beim anderen mit dessen Finanzlage infizieren, und als seien die betroffenen Staaten nicht teilweise durch eigenes Zutun betroffen, und als gerieten sie nicht zum anderen Teil einer nach dem anderen ins nicht immer nachvollziehbar eingestellte Visier der Ratingagenturen, die jeden Staat beinahe wie den nächsten Dominostein schubsen, oft nachdem dies durch unheilvolles öffentliches Gemunkel bereits vorbereitet wurde, womit die Abwertung des nächsten Landes schon zwangsläufig, ihr Eintreten als Erfüllung des Seherspruchs der Augurenenturen erscheint.

Der Begriff der Ansteckung appelliert an irrationale Ängste, droht mit der finanziellen Syphillis; er suggeriert aber vor allem, es mit einem natürlichen, ja naturgesetzlichen Vorgang zu tun zu haben, der zwangsläufig und unausweichlich ist (außer, das Gegenmittel der „Finanzspritze“ wirkt), und nicht mit einem menschengemachten Phänomen, wobei die menschlichen Akteure sowohl die Schuldenmacher als auch die selbsterfüllende Prophezeiungen in die Welt setzenden Ratingagenturen sind, die aufgrund von Mutmaßungen die Kreditwürdigkeit von Ländern erschüttern, welche dann auch prompt noch tiefer in die Bedrouille geraten. Anders formuliert: das Reden von „Ansteckung“ macht glauben, das Problem springe wie ein Bazillus eigenaktiv von einem Land auf das andere über, und sei nicht zumindest anteilig von den Rating-Agenturen dorthin gelenkt; daß ein Euro-Staat um den anderen herabgestuft wird, erscheint nicht als Resultat der (wie gut oder schlecht auch immer begründeten) sukzessiven Herabstufungen durch die Agenturen, sondern als selbststeuernder Prozeß.

Es ist dies kennzeichnend für die Art, wie in der Sprache des Wirtschaftsliberalismus und vieler Medien auch vom „Markt“ die Rede ist: als sei er eine objektive, deterministische Macht, deren „Gesetzen“ man sich nur unterwerfen kann, gleich um den Preis welchen Sozialabbaus oder welcher Unmenschlichkeit („man“ muß eben für Niedriglöhne unter Arbeitsbedingungen, die an Sklaverei grenzen, produzieren lassen, weil „der Markt“ es diktiert, gelle); eine transzendente Macht, die ohne menschliches Zutun agiert und menschliches Wohlverhalten diktiert, und nicht ein dynamisches Geschehen, das von Menschen gemacht wird und rational analysiert werden kann.

:: TV-Tipp: Die Krise des etablierten Journalismus und das Internet auf arte

Ja, ja, Herr Sathom weiß: er hat Fortsetzungen seiner lustigen Erörterungen hirnverbrannter Verschwörungstheorien und seiner am Beispiel der Kreationisten-Evolutionisten-Kontroverse noch weiter zu entwickelnden Ergüsse zu erkenntnisleitenden Interessen versprochen; doch Herr Sathom hat viel zu tun und muß nach der Arbeit aktuell auch immer erstmal wieder runterkommen, und ihm ist allgemein derzeit nicht so nach bloggen, weshalb das eben so lang wird warten müssen, bis ihn wieder der Hafer sticht, wofür er um Entschuldigung bittet. Außerdem kommt eine immer wieder beliebte Verschwörungstheorie auch in diesem Artikel vor, und das ist doch auch schon mal was.

Jedenfalls für den Augenblick nur kurz something completely different: auf arte verfolgte Herr Sathom am Dienstag abend die Sendung „Frankreichs Meinungsmacher packen aus“ und die anschließende arte-Debatte, die sich mit der Krise des etablierten Journalismus bzw. seiner papierenen Verbreitungswege, sowie mit der Konkurrenz durchs Internet befaßte. Herr Sathom fand erstgenannte Sendung wie anschließende Diskussion durchaus ambivalent – da gab’s offenherzige und gedämpfte Selbstkritik journalistischer Größen, berechtigte Kritik an den Fehlern des etablierten Journalismus, Verteufelung des Web als ausschließlicher Ort miserabel recherchierter Verschwörungstheorien (die’s ja sehr wohl gibt) neben großer Gelassenheit und positiver Sicht auf’s Internet (explizit allerdings nur bei einem Protagonisten der Meinungsmacher-Sendung, dessen Ausführungen Herr Sathom sehr erfreulich fand). Insgesamt war das Ganze jedoch – obwohl z.B. gerade auf der Verschwörungsgeschichte sehr herumgeritten ward, damit sie sich auch ja keinem Zuschauer nicht als erste Assoziation zum „Bürgerjournalismus“ ins Hirn brenne – ausgesprochen interessant und weniger hysterisch als manche Verlautbarungen, die sonst so zu dem Thema vorgetragen werden; und wenn auch nur darum interessant, daß sich hier zu erleben Gelegenheit bot, wie manche altgediente Journalisten selbst die Sache sehen: eine Innensicht aus der Perspektive derselben gewissermaßen. Herr Sathom meint also empfehlenderweise, daß man sich die Wiederholung des Ganzen durchaus einmal zu Gemüte führen kann, um sich ein Bild der Diskussion, vor Allem aber: der Wahrnehmung, insbesondere der Selbstwahrnehmung journalistisch Berufstätiger bezüglich der genannten Themen zu machen.

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