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:: Otto und Vanellope (II) – Zum Siegen geboren

Teil I hier.

Der vor einiger Zeit im Free-TV gelaufene Film Ralph reichts (Wreck-it Ralph) ist niedlich, witzig, putzmunter – alles nicht zu leugnen, einmal abgesehen davon, daß das product placement – zumal für einen Kinderfilm – eine schmierige Aufdringlichkeit erreicht, die selbst James Bond die Schamröte ins Gesicht treiben würde.

Aber das nur am Rande.

Der Film erzählt – scheinbar – die übliche Geschichte des liebenswerten Außenseiters, zweier in diesem Fall, die es denen, die sie allzeit unterschätzten, endlich mal so richtig zeigen.

Warum scheinbar?

Es folgen Spoiler.

Der Film spielt in einer elektronischen Welt, hinter den Kulissen der Videogames einer Spielhalle. Wir begegnen Ralph, der nicht mehr Schurke in seinem Videospiel sein mag, weil jeder ihn haßt, obwohl er ja nichts dafür kann, daß er als Kaputtmacher programmiert wurde, während alle seinen Gegenspieler Fix-it Felix Jr. (einen aus Super Mario und Baumeister Bob zusammengeklonten Langweiler) lieben; und Vanellope von Schweetz, die in ihrem Game – einem Kart-Rennen durch ein kariöses Schlaraffenland – nicht mitfahren darf und gehänselt wird, weil sie ein „Glitch“, ein Programmierfehler ist, wie alle behaupten.

Oberflächlich betrachtet handelt der Film davon, daß zwei underdogs – er tölpelhaft nett, sie niedlich-frech – endlich Anerkennung erlangen, nachdem sie zuvor schikaniert, gemobbt, ausgeschlossen wurden.

Auf den zweiten Blick jedoch wird dieses Motiv weniger eindeutig.

Zunächst: Vanellope wird tatsächlich nicht nur Rennsiegerin, sondern Königin im Plombenland; Ralph kehrt zuletzt in seine Rolle als Bösewicht zurück. Beide werden glücklich damit; sie durch einen Aufstieg, der ihre Träume übertrifft, er durch Akzeptanz.

Was unterscheidet sie? Im Verlauf der Handlung stellt sich heraus, daß Vanellope eigentlich nie ein glitch war – tatsächlich war sie schon immer die Königin, ist so programmiert, bloß hat ein böser Usurpator den Code des Spiels geändert, um sich an ihre Stelle zu setzen (und dieser Usurpator wollte, wie Ralph, mehr sein, als er war; beider Motivation ist nicht identisch, aber ähnlich). Ralph hingegen ist einfach, was er ist – wie er programmiert wurde.

Vanellope nimmt also nur ihren rechtmäßigen Platz ein, der ihren gecodeten (lies: angeborenen) Fähigkeiten entspricht. Ralph tut dies zuletzt auch; er bescheidet sich mit der Stellung, die einem wie ihm vom Programm – auf Menschen angewendet, der Natur – zugewiesen wurde. Beide sind wieder da, wo sie hingehören – ihre Position in der Gesellschaft nicht bedingt durch äußere Einflüsse oder Verhältnisse, sondern Ausdruck ihrer Möglichkeiten, die ihnen immanent sind. Man ist „oben“ oder „unten“, weil man für die jeweilige Stellung in der Hierarchie geschaffen ist (nicht wegen fehlender Aufstiegsmöglichkeiten, ungleich verteilter Bildungschancen, der Bevorzugung Wohlhabender im Bildungssystem o.ä.).

Überinterpretiert? Werfen wir einen Blick auf weitere Details.

Alles, was Ralph tut, um eine Medaille zu erringen, ist fehlgeleitet, im Grunde verbrecherisch. Er versucht, eine zu stehlen; der Zuschauer – auch der kleinste – versteht: Ralph hat eben wirklich nicht das Zeug, eine Medaille ehrlich zu erringen; sein bloßer Wunsch, einmal nicht der Verlierer zu sein, ist irgendwie falsch. Irgendwie verantwortungslos. Die Wahl seiner Mittel bezeugt das. Und er steht zu Recht „unten“; er kann es eben einfach nicht, das, was die „oben“, z.B., die tapferen Space Marines, können. Er muß stattdessen schummeln. So sehr man mit Ralph fühlt, den alle ausschließen – er verlangt tatsächlich, was ihm nicht zusteht, und es haben zu wollen, diskreditiert ihn per se. Ralph wohnt nicht auf dem Müllplatz, weil man ungerecht zu ihm ist, sondern weil er eben der ist, der aufgrund eigener Mängel auf den Schrotthaufen gehört.

Der Film demonstriert diese These, inszeniert sie als Handlung. Es ist schade, daß Ralph auf einer Müllkippe schlafen muß und daß keiner ihn mag, wispert die Erzählung, sicher, ja klar – aber sobald Ralph versucht, gegen den Rat seiner Kumpels aus der Selbsthilfegruppe mehr zu sein, etwas anderes wenigstens, als ihm zugewiesen wurde; sobald er versucht, den Ort, an den er gesetzt ist – sowohl räumlich als sozial – zu verlassen, setzt ihn der Film ins Unrecht. Man darf das nicht, sollen wir spüren. Ralph – der im Verlauf seiner Aktivitäten eine Invasion von Computerviren ermöglicht – gefährdet die gesamte elektronische Gesellschaft. Es wirkt sich fatal aus, ausbrechen, einen höheren Platz in der Hierarchie besetzen zu wollen als den, zu dem man „geboren“ ist. Es geht nur durch Schummelei (was sich später auch an der Figur von King Candy erweist), was wiederum bedeutet, daß es an sich falsch ist, der „unten“ befindliche tatsächlich unfähig, anders als unrechtmäßig voranzukommen; und er wird gefährlich, wenn er es versucht.

:: Otto und Vanellope (I) – Der Geniemythos im Kapitalismus

Bedingt durch unschöne Zwischenfälle (zu bebloggende Ereignisse in Köln, Erkältungskrankheit, Notwendigkeit der Lohnarbeit) hier eine reichlich verspätete, durch Fernsehausstrahlungen zum Jahreswechsel angeregte kleine Miniserie, ehe Herr Sathom demnächst seine auch schon ewig währende Analyse der Walking Dead zu Grabe trägt.

Alsdann.

Was haben Comedy-Ikone Otto Waalkes und die putzige Vanellope von Schweetz aus dem Film Ralph reichts gemeinsam? Nicht die Stimme, keine Sorge.

Beide bedienen einen gesellschaftlichen Mythos; und zwar ein und denselben. Welchen? Nun, der Reihe nach.

Das Folgende betrifft, genau genommen, statt der Person Otto Waalkes die öffentliche Kunstfigur „Otto“; kürzlich feierte diese ihr fünfzigjähriges Bühnenjubiläum. Herr Sathom hat dazu einiges Interessante gelesen. Herr Waalkes, jubelte allein die Fernsehzeitschrift, sei Komiker, Cartoonist und einiges andere mehr; kurz, obwohl das heutzutage in Bezug auf Prominente so gern verwendete Wort nicht fiel, ein Multitalent. Herr Sathom hat sehr gegrinst.

Er erinnerte sich nämlich bei dieser Gelegenheit, daß er früher den Comic-Strip Ottos Ottifanten sehr gern gelesen hat, und zwar, weil er genau wußte, daß die frühen Ottifanten-Comics – die wirklich sehr vergnüglich waren – von Ully Arndt und Gunter Baars hergestellt wurden, zwei talentierten jungen Herren, die sich zuvor als Hersteller des Nerd-Comics Kosinus verdient gemacht hatten (eines der wenigen in damaligen Computerzeitschriften veröffentlichten Strips, die wirklich witzig waren). Inzwischen werden sie von deren Studio fabriziert, und was immer sie taugen mögen, inwieweit Otto Waalkes‘ Ideen dabei Eingang finden oder jemals fanden, ist unklar.

Halten wir also zuerst einmal fest: Herr Waalkes ist eher kein Cartoonist.

Dann fiel Herrn Sathom ein, daß er meinte, mal gelesen zu haben, Ottos berühmteste Nummern (vielleicht nicht alle, jedenfalls aber die aus der Zeit seines kometenhaften Aufstiegs in den 70ern) stammten nicht von ihm; Herr Sathom ging recherchieren, und siehe da. Sie wurden geschrieben von der sogenannten GEK-Gruppe, bestehend aus Robert Gernhardt, Bernd Eilert und Peter Knorr. Als Interpret von deren Einfällen ist Herr Waalkes hervorragend; aber ist er komisch in dem Sinne, daß ihm selbst Komisches einfiele? Nun ist das an sich noch kein Ding, denn auch andere Comedians sowie Kabarettisten schreiben ihre Nummern nicht selbst; ob er als Regisseur, Schauspieler und Synchronsprecher – weitere Ehrentitel, die ihm der Zeitschrifteneintrag verlieh – Großes vollbringt oder eher nervt, ist sicherlich Geschmackssache, man kann aber nicht leugnen, daß er sich auf diesen Gebieten immerhin betätigt.

So what? Warum erzählt Herr Sathom das alles?

Ginge es nur um Herrn Waalkes, darum, eine Einzelperson vorzuführen, könnte – und sollte, anständigerweise – man sich den Atem sparen. Doch Herr Waalkes soll hier nur als Beispiel dienen.

Damit wir uns also recht verstehen: Hier soll weder geleugnet werden, daß Otto – der ein unbestreitbares komisches Talent als Darsteller und Sprecher hat, und ein sympathischer Bursche ist – sein Erfolg zu gönnen sei, noch daß diejenigen, die es weit bringen, es aufgrund großer Leistung, Anstrengung und Talents täten. All das trifft sicher zu (auf die Pflegekraft, die sich totarbeitet, allerdings auch; sie taugt allerdings nicht zu der spezifischen Mythenbildung, um die es hier gehen wird, oder besser: sie spielt darin sehr undankbare Rolle).

Zunächst sei also bemerkt, daß der Mann, der Mensch Otto Waalkes ein feiner und verdienter Kerl sein mag; hier geht es um die Kunstfigur Otto, stellvertretend für viele Prominente, die uns nicht als sie selbst entgegentreten, sondern als von PR-Profis, Biographen und Medien gebastelte Scheinwesen.

Auch das wäre weder neu noch aufregend. Doch als nahezu omnitalentiert dargestellte Phantasiegestalten sind/waren sie, ob sie wollen oder nicht, Gegenstand eines gesellschaftlichen Mythos – eines, der bestimmte, bestehende Verhältnisse begründet und rechtfertigt.

Worin besteht dieser Mythos?

:: quer I: Kürzer treten, Menschenrechte!

Die Sendung quer des BR am 03.11.2011: Christoph Süß‘ Interviewpartner Eberhard Sandschneider von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik erläutert, weshalb man die aktuelle europäische Krise mit größerer Gelassenheit betrachten sollte (Podcast der Sendung hier, Interview Min. 03:16 – 08:37) – ein sympathischer Standpunkt angesichts der allenthalben herrschenden Panik- und Katastrophenstimmung, der auch dazu auffordert, die eigene Rolle in der Welt weniger wichtig zu nehmen, anstatt den Verlust der Führungsrolle, das Scheitern Europas und damit eine Art postkolonialen Weltuntergangs zu fürchten.

Darauf, daß Europa nach wie vor ein Erfolgsmodell sei, das – wie auch die gemeinsame Währung – nicht daran scheitern werde, was nun mit Griechenland geschehe, verweist Herr Sandschneider mit Recht; es ist angenehm, daß hier einmal verbucht wird, was auf der Habenseite zu verzeichnen ist, wie auch, daß gelassen konstatiert wird, daß auch demokratisch gewählte Regierungen Fehler machen und daß dies normal sei, also nicht, wie es aus manchen Ecken tönt, ein Scheitern der Demokratie.

Europa solle beiseite treten, um den „Aufsteigerstaaten“ mehr Platz einzuräumen, etwa China mehr Mitspracherechte im IWF – auch hier kann Herr Sathom noch mitgehen, zumal Herr Sandschneider dies als Möglichkeit ansieht, diese Staaten zu kooperativerem Verhalten zu animieren. Allerdings: wenn auch Herr Sathom mal zu Herrn Sandschneiders Gunsten annimmt, daß es diesem Ernst ist mit seinem Lob der Demokratie, muß er die Aussage, eine stärkere Einbindung undemokratischer Staaten in den IWF eröffne Möglichkeiten, diese günstig zu beeinflussen, für naiv oder scheinheilig halten. In einer sich dem unbedingten Primat des Ökonomischen (und somit den Machtinteressen der stärksten Ökonomien) unterwerfenden Welt scheint dies so wahrscheinlich wie die Annahme, wir Europäer entdeckten plötzlich ein ernsthaftes und ehrliches Interesse am wirtschaftlichen Erstarken Afrikas – weswegen die Inaussichtstellung „kooperativeren“ Verhaltens eher wie das altbekannte Zuckerl wirkt, mit dem wirtschaftliche Kooperationen mit Diktaturen seit eh und je versüßt werden: so könne man auch bezüglich der Menschenrechte auf sie einwirken, wird dem Wahlvolk pausbäckig versichert, ja klar, hat ja auch bisher immer viel geholfen.

Darüber hinaus allerdings ist das Interview in einer Hinsicht prekär. Und zwar in der, daß Prof. Sandschneider auch dazu auffordert, hinsichtlich der Wertefrage, also des Anmahnens zur Umsetzung von Menschen- und Freiheitsrechten, gegenüber diesen Sdtaaten kürzer zu treten. Das Argument klingt einsichtig: nicht „besserwisserisch“ solle man auftreten angesichts der eigenen „doppelten Standards“, zumal man oft genug selbst mit den Fingern im Honigtopf erwischt werde, etwa, wen man gegen den einen Diktator vorgeht, mit dem anderen hingegen dealt.

Als Selbstkritik daran, wie ernst die Europäer ihre eigenen Wertestandards nehmen, ist dies mehr als berechtigt; die Aufforderung, diese Werte deswegen nicht mehr einzufordern, ist – im Gegensatz zu der, endlich auch selbst Ernst mit ihnen zu machen und weniger heuchlerisch zu agieren – jedoch ambivalent und kann letztlich als Appell verstanden werden, es sich mit Menschrechtsverstößen und Unterdückung anderswo doch endgültig schön gemütlich zu machen, nachdem sie einen beim bisherigen Kungeln mit nicht ganz astreinen Handelspartnern ja ohnehin schon nicht störten.

Diese Art von Rede über bestimmte Wertestandards ist jedoch auch in anderer Beziehung fatal, obwohl man Prof. Sandschneider vielleicht keine diesbezügliche Absicht unterstellen kann. Fatal deshalb, weil sie Implikationen aufweist, die – je nach Interessenlage – auch in eine andere Richtung weitergedacht werden können und gelegentlich auch werden.

Denn nicht nur kommt es immer wieder vor, daß Vertreter eines möglichst ungehemmten Wirtschaftsliberalismus einmal mehr zynisch äußern, gegen Sklaverei oder Kinderarbeit sei doch nichts einzuwenden, wenn es den Betroffenen helfe, irgendwie grad mal so am Leben zu bleiben. Noch bedenklicher wird es, wenn daraus Schlußfolgerungen für die eigene Gesellschaft gezogen werden, wie es durchaus vorkommt (noch einmal: Herr Sandschneider ist dem Herrn Sathom diesbezüglich aktuell halbwegs unverdächtig und äußert auch nichts dergleichen, doch andere nutzen den Verweis auf Verhältnisse von Unfreiheit und Ausbeutung anderswo ja recht gern für die Forderung, auch bei uns müßten „die kleinen Leute“ eben zurückzustecken, sich den schlechteren Lebensbedingungen anderenorts annähern, damit man wirtschaftlich mithalten könne, verweisen in Talkshows darauf, wie lustig die Armen in Brasilien angeblich den ganzen Tag lang sind, oder stellen gar tatsächlich demokratische Rechte und den bürgerlichen Staat bzw. das Primat der Politik generell in Frage – weil sie dem privaten Profit im Weg stehen).

Solche Rede, die man gerade aus wirtschaftsliberalen Kreisen durchaus nicht selten hört – nicht nur, um Geschäfte mit politischen Systemen jeder Couleur, oder ausbeuterische soziale Verhältnisse in Staaten, mit denen man Geschäftsverbindungen pflegt, zu rechtfertigen, sondern auch, um Einschränkungen von Arbeitnehmerrechten oder scharfe soziale und ökonomische Einschnitte zu fordern – klingt nach demütiger Einsicht in die eigenen Mängel, ist jedoch so heimtückisch wie subversiv.

Denn ihr Anliegen ist ja keineswegs, mit den vom Westen proklamierten Werten endlich Ernst zu machen; vielmehr öffnet sie – ob vom Redner beabsichtigt oder nicht – durch ihren Appell, beim Vertreten freiheitlicher Werte kleinlaut zu werden, die diskursive Hintertür für den Versuch, Werte wie Freiheit und Demokratie – oder auf diesen fußende soziale Errungenschaften wie Arbeitnehmerrechte – auch in der eigenen Gesellschaft zur Disposition zu stellen. Ein Werterelativismus, der etwa Sklavenarbeit auf afrikanischen Kakaoplantagen oder menschenunwürdige Arbeitsverhältnisse in Schwellenländern als mögliche, akzeptable, ja gleichwertige Alternative zu den Verhältnissen in westlichen Demokratien gelten läßt, sie womöglich als von den Lebensbedingungen diktierte Notwendigkeiten darstellt, deren Veränderung zu fordern hochmütig sei, öffnet den Weg für die Frage, ob die Umsetzung solcher Werte nicht auch vor der eigenen Tür aufgegeben werden kann, wenn es aus Gründen, welche die wirtschaftsliberale Propaganda jeweils vermeldet, opportun erscheint. Wenn eine Diktatur wie die chinesische, in der es an politischer Freiheit ebenso mangelt wie an menschenwürdigen Arbeitsverhältnissen oder Mitbestimmung der Arbeitnehmer, wirtschaftlich erfolgreich ist (wenigstens so lange, bis die von der dortigen Wachstumsblase verursachten ökologischen Verheerungen und sozialen Probleme diese unweigerlich zum Platzen bringen), und ökonomische Interessen das Primat vor ideellen oder politischen haben, warum nicht derartige Verhältnisse auch in Europa einführen?

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:: Kid Westerwelle reitet wieder

Äußerungen des Kalibers, für die Herr Guido Westerwelle derzeit heftig kritisiert wird, hat er schon vor der Wahl getan; man sollte sich also nicht verwundern, hat man doch jederzeit wissen können, wes Geistes Kind der Mann ist. Gewählt haben genug Verblendete ihn – bzw. seine Partei – dennoch.

Diese Woche aber tönte es ganz neu aus Herrn Sathoms ZDF-Text in der Glotzkiste: Herr Westerwelle ließ verlauten, er sei mit der Debatte zufrieden; großer Zustimmung erfreue er sich. Das mag sich verhalten, wie es will (außer bei einigen Foren-Kommentatoren, die den Jauchekübel an Stammtischvorurteilen, aus dem Herr Westerwelle schöpft, offenbar genußfertig finden, ist davon nicht wirklich viel zu merken: die Umfragewerte der FDP sinken, zumal auch die vom sozialen Abstieg bedroht wähnenden Mittelschichtler unter den FDP-Wählern fürchten, gegebenenfalls bald zu denen zu zählen, die der Außenminister derzeit mobbt: siehe hier). Wenn’s jedoch stimmte, hieße das, daß eine abenteuerliche Weltdeutungsmär weiterhin Erfolg hat – wobei diese natürlich keineswegs allein auf Herrn Westerwelles Mist gewachsen ist, sondern einen Vulgärmythos darstellt, den Wirtschaftsliberale und ähnlich gesonnene Zeitgenossen seit eh und je propagieren. Zusammengebraut ist dieser nach altbewährtem Rezept: was eine Kellnerin wohl dazu sage, daß sie weniger bekäme als ein Hartz-IV-Empfänger, fragt Herr Westerwelle hier scheinheilig besorgt, beklagt zugleich einen Mangel an Leistungsethos, und appelliert damit an den guten, alten Sozialneid: irgendwelche Faulenzer laben sich am Steuergeld der Schaffenden und kriegen dann noch mehr vom Kuchen ab als diese.

Doch derjenige Punkt, der die eigentliche, hier erst wahrhaft teuflisch werdende Unwahrheit darstellt, ist ein anderer: denn die Freunde des Ellbogenkapitalismus und ihre Nach-dem-Mund-Redner stellen mit derlei Äußerungen die Tatsachen auf den Kopf.

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:: Opel! „taz“! Imperium! – Der multithematische Monumentalartikel in Überlänge

…weshalb Genuß von Knabberzeug beim Lesen und Pinkelpausen ausdrücklich erlaubt, sogar empfohlen sind.

Und worum geht’s? Nun, das verrät Herrn Sathoms

Prolog: GM behält Opel, die „taz“ kommentiert

Tja, es ist so gekommen, wie man schon vor der Wahl hätte ahnen können (oder besser: wissen mußte, da es sich bereits abzeichnete): General Motors möchte Opel doch lieber behalten. Gewerkschaftler und Politiker heulen auf, da der präferierte Magna-Deal nun gescheitert ist – wobei, wie die „taz“ am 05.11. ganz richtig schrieb, es gar nicht so sicher ist, ob Magna die bessere Alternative für die Opel-Beschäftigten gewesen wäre, wollte doch auch Magna mehr als 11.000 Stellen abbauen und bot zwar Bestandsgarantien für die Werke, deren Einhaltung jedoch in den Sternen stand. Die pflichtschuldige Empörung der Politik, auch damit hat die „taz“ Recht, klingt nach heimlicher Erleichterung – man hat die Sache vom Hacken, wäre Opel mit Magna zugrundegegangen, wäre die Politik, welche das Magna-Modell propagierte, verantwortlich gewesen, geht’s nun mit General Motors schief, dann ist allein GM in der Verantwortung.

So weit, so gut – oder vielmehr schlecht. Was an der „taz“-Berichterstattung (genauer gesagt, am Tenor der Kommentare) jedoch bei aller sachlicher Richtigkeit ebenfalls auffällt, gibt Herrn Sathom zu denken.

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:: TV-Tipp: Meet the Yes Men

Herr Sathom hat dem verdienstvollen Sender arte zu danken, welcher ihm ermöglichte, den hervorragenden, ebenso schockierenden wie ulkigen und auf jeden Fall sehr erhellenden Dokumentarfilm „The Yes Men Fix the World“ (dummdeutsche Übersetzung des Titels: „Die Yes Men regeln (?!) die Welt“), welchen er im Kino verpaßte, nunmehr auf der heimischen Flimmerkiste in Augenschein zu nehmen. Der Sender wiederholt das Werk am 17.09. um 14:45 Uhr (sowie in der Nacht vom 18. auf den 19.09. um 01:30), und Herr Sathom empfiehlt wärmstens, Video- oder DVD-Recorder zu jener Stunde auf Empfang zu programmieren.

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