Angesichts der kürzlich in der ARD-Dokumentation „Der Pakt mit dem Panda: Was uns der WWF verschweigt“ (Herr Sathom berichtete) gegen den World Wildlife Fund erhobenen Vorwürfe hat der WWF mittlerweile eine „Faktencheck“-Seite online gestellt, welche die erhobenen Anschuldigungen (der WWF ermögliche Greenwashing, zertifiziere umweltzerstörende Projekte als nachhaltig, sei an Zwangsumsiedlungen indigener Bevölkerung beteiligt u.v.m.) widerlegen soll.
Eine Reaktion auf diesen „Faktencheck“ stellt wiederum der von Greenpeace als „Fakten-Faktencheck“ bezeichnete Blog-Artikel „WWF wehrt sich – mit Lügen“ der Journalistin Kathrin Hartmann dar, welcher seinerseits Teile der Darstellung des WWF kritisch unter die Lupe nimmt. Frau Hartmanns Blog „Ende der Märchenstunde“ befaßt sich generell mit Themenkomplexen wie Greenwashing, Lifestyle-Öko-Einstellung und Methoden der Industrie, die von dieser Lebensphilosophie befallenen über den Löffel zu balbieren (ja, das heißt so, und nicht barbieren, Herr Sathom hat nachgeschaut); inwieweit sich die Autorin auch weiterer Rechtfertigungsargumente des WWF als der an o.a. Stelle behandelten annehmen wird, bleibt abzuwarten, ebenso, was der WWF noch nachlegt.
Kritische Töne zum „Faktencheck“ des WWF findet man auch auf der Greenpeace-Website, wo auf Frau Hartmanns Artikel verwiesen wird; ebenfalls dort findet sich das Link zum „Pakt mit dem Panda-Wiki“, das sich anheischig macht, in der Art des Guttenplag-Wiki und ähnlicher Seiten die vom WWF vorgelegten „Fakten“ jeweils einzeln zu widerlegen. Wie viele andere NGOs (BUND etc.) steht Greenpeace dem WWF extrem kritisch gegenüber, anders als die Neue Züricher Zeitung, die dem Schweizer WWF-Chef hier Gelegenheit gibt, gegenüber einem ausgesprochen entgegenkommenden Interviewer seine Sicht des Ganzen darzulegen, aber immerhin am Fuß des Interviews auch ein Video-Link zu einem Interview mit Wilfried Huismann anbietet, was immerhin für etwas Ausgewogenheit sorgt. Zumindest der Interviewende – dessen Meinung ja nicht die des Blattes wiedergeben muß – jedoch verwendet so häufig die Formulierung, daß die Dokumentation etwas „suggeriere“, daß schon peinlich deutlich wird, wie Leserin und Leser den Beitrag doch bitte auffassen mögen. Neutral berichtet die Online-Ausgabe des „Spiegel“ und äußert Zweifel, ob die erhobenen Vorwürfe an der Popularität des WWF bei seinen Anhängern allzuviel ändern werden, Zweifel, die Herr Sathom angesichts der professionellen PR des Funds allerdings teilt.
Herrn Sathoms derzeitiger persönlicher Eindruck ist, daß der „Faktencheck“ und andere WWF-Verlautbarungen den immerhin durch – teilweise schockierende – Interviews mit Betroffenen vor Ort und andere Recherchen extrem plausibel gemachten Vorwürfen lediglich Behauptungen entgegensetzen, den Nachweis für deren Charakter als „Fakten“ jedoch schuldig bleiben.
Sehr schön illustrieren läßt sich die Taktik des WWF nach Herrn Sathoms Auffassung beispielsweise am Fall der Plantage Rimba Harapan Sakti: laut ARD-Doku soll die Plantage vom WWF als nachhaltig zertifiziert werden, weil man lächerliche 80 Hektar Regenwald stehen ließ. Im WWF-„Faktenecheck“ finden sich dazu widersprüchliche Angaben – einmal sollen es tatsächlich 5.000 (Startseite), einmal 4.000 Hektar (siehe hier) sein, die intakt bleiben sollen (zumindest zu dem Zeitpunkt, da Herr Sathom dies liest – eventuell wird der WWF die Angaben noch korrigieren). Interessant ist dabei die hyperbolische Argumentation: daraus, daß die Zertifizierung geplant sei, wird im „Faktencheck“ hier gefolgert, daß die Aussage, es würden nur 80 Hektar bestehen bleiben, falsch sei – die geplante Zertifzierung wird also als Beweis dafür ausgegeben, wie groß die Fläche sei, obwohl es in der Dokumentation ja eben um fälschliche Zertifizierungen geht. Weil man zertifiziere, könne die Fläche gar nicht nur 80 Hektar umfassen, soll der/die geneigte Leser(in) des „Faktenchecks“ verstehen. Was etwa so ist, als sei der Himmel grün, nur weil Herr Sathom das sagt und ein Zertifikat darüber ausstellt.
Die Liste ließe sich fortsetzen: eine WWF-Mitarbeiterin, die in der Dokumentation verräterische Aussagen macht und indirekt zugibt, daß die besagte Fläche tatsächlich nur 80 Hektar groß sei (indem sie diesen Flächenumfang nämlich rechtfertigt), wird im o.g. NZZ-Interview vom Schweizer WWF-Chef als – Zitat – „untere Charge“ abqualifiziert, die keine „repräsentative Sprecherin“ darstelle – und dies, obwohl besagte Dame als WWF-Vertreterin auf einem Kongreß der Bio-Ethanol-Wirtschaft interviewt wurde, was für Herrn Sathom die Frage aufwirft, ob der WWF denn seine unfähigsten Charaktere zu derlei Events entsende. Weitere solche Widersprüche sind nach Herrn Sathoms Meinung so einige in den Reaktionen des WWF zu finden; wenn dessen Vetreter dann in der NZZ davon redet, daß man besser erklären und kommunizieren müsse, dann riecht Herr Sathom zudem den Odem der PR-Profis und ihrer Agenturen – die werden wohl zu tun bekommen, um einmal mehr die Realität zu einer Frage der Perspektive zu machen.
Insgesamt also meint Herr Sathom, daß momentan Glaubwürdigkeit eher den Kritikern des WWF zuzusprechen ist; er hofft aber, daß dank o.a. Quellen alle sich ihre jeweils eigene Meinung zu bilden vermögen.