Eine Ergänzung zu Herrn Sathoms kürzlichem (und, ja, ja, mal wieder überlangem) Vortrag zum Thema Wohnungsnot/Gentrifizierung: In der arte-Mediathek ist noch bis zum 03.05.2020 die Dokumentation Push – Für das Grundrecht auf Wohnen verfügbar.
Mit 90 Minuten ausgesprochen lang für heutige Doku-Verhältnisse geht der Film gerade deswegen in die Tiefe; wer sich für dieses aktuell brennende Thema interessiert, sollte ihn sich daher nicht entgehen lassen. Push beleuchtet nicht nur verschiedene Erscheinungsformen der Gentrifizierung und Mietervertreibung weltweit, sondern auch deren Hintergründe – u.a. die Frage, woher das Geld der Finanzinvestoren, die teilweise ganze Stadtbezirke aufkaufen und Gebäudezüge als Spekulationsobjekt leerstehen lassen, eigentlich stammt. (Spoiler: Wer private Altersvorsorge betreibt, fördert damit u.U. die Wohnungsnot; oder kann im Extremfalls als Rentner von gerade dem Fonds, aus dem seine Rente stammt, aus der Wohnung gejagt werden. Was zu einem Artikel aus der Monde Diplomatique vom Januar diesen Jahres über die Rentenproteste in Frankreich paßt, demzufolge bei solchen „Reformen“ z.B. der Finanzriese BlackRock seine Finger mit im Spiel hat.)
Streiflichter fallen auf die Ideologie, die zum derzeitigen Stand der Dinge führte, zeigen eine seit den späten 1970ern stattfindende Entwicklung auf; die menschlichen Schicksale und die zu Wort kommenden Protagonisten verstören bisweilen. Push ist keine leichte Kost.
Ja, ich weiß, die Zeiten sind schnellebig und Alle haben kaum welche, Zeit nämlich; doch dieser etwas tiefer gehende Ansatz lohnt sich. Der Bericht über die Reise der UN-Sonderberichterstatterin für das Recht auf Wohnen, Leilani Farha, ist bisweilen bedrückend und gelegentlich schwer zu ertragen – auch wenn es am Schluß einen Funken Hoffnung gibt; für ein Verständnis von Ursachen und Auswirkungen, das über die Parole „Man muß eben mehr bauen, bauen, bauen“ hinausgeht, allerdings unabdingbar.